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Israels Orthodoxe werden koalitionsfähig

Arie Deri, der umstrittene Chef der Schass-Partei, gibt den Vorsitz ab. Seine Anhänger sind entsetzt. Doch nun ist der Weg der Partei an die Macht geebnet. Nur noch das Linksbündnis Meretz ziert sich  ■   Aus Jerusalem Susanne Knaul

Jaron Dekel, Reporter des israelischen Fernsehens, hielt es für einen taktischen Erfolg des künftigen Premierministers Ehud Barak: Zuerst würde der die Koalitionsverhandlungen so lange hinziehen, bis sich die Schass, die „sefardische Vereinigung der Thora-Treuen“, von ihrem Parteivorsitzenden Arie Deri trennt, um dann dem Linksbündnis Meretz Zeit zu geben, sein Veto gegen ein Zusammengehen mit der othodox-religiösen Partei aufzuheben. Barak pokerte in diesen Tagen mit der Vergabe von Ministerposten und drohte gar mit der Gründung einer Minderheitsregierung, basierend auf Zentrumspartei, Meretz, der laizistischen Schinui, der Immigrantenpartei von Nathan Scharansky und der national-religiösen Partei. Mit dem von Deri am Dienstag abend verkündeten Rücktritt als Schass-Vorsitzender hat Barak eine neue Chance, seine Idee vom „vereinten Israel“ und einer möglichst breiten Koalition doch noch zu erreichen.

Größtes Hindernis auf dem Weg dorthin war bisher der Konflikt mit der Meretz und Schinui. Beide lehnen Schass als Koalitionspartner ab. Während Tommi Lapid, Chef der antiorthodoxen Schinui, auch nach Deris Rücktritt an seinem Veto festhält, ist Meretz inzwischen deutlich kleinlauter.

Was Jaron Dekel „schon immer ahnte“, kam für die Abgeordneten der Schass überraschend. Hatte Deri doch noch vor wenigen Wochen versprochen: „Ich trete nicht zurück, um Gottes Willen, ich trete nicht zurück.“ Die Sefarden (Juden aus arabischen Herkunftsländern) in der Knesset waren nach Deris Erklärung sichtlich aufgeregt und wollten „alles unternehmen“, um seinen Rücktritt noch zu verhindern. Diese Absicht ist insofern nicht sehr glaubwürdig, da mit Deri als Parteivorsitzendem ein Einzug in die Koalition unmöglich war, den sefardisch-orthodoxen Politikern jedoch nichts wichtiger ist, als bei der Verteilung öffentlicher Gelder mitzureden.

Für Barak, der sich bereits gestern mit dem geistigen Mentor von Schass, Rabbi Ovadia Josef, zusammengesetzt hat, ist der Weg zur Koalition mit den orthodoxen Sefarden mit Deris Rücktritt grundsätzlich geebnet. In den Reihen seiner eigenen Partei „Ein Israel“ bestand von Beginn der Koalitionsverhandlungen an eine klare Präferenz für Schass vor dem konservativen Likud. Mit Schass als Koalitionspartner sei ein rascher Fortschritt im Friedensprozeß möglich, so das Argument, während der Likud unter dem Parteivorsitz von Ariel Scharon alles unternehmen werde, um den Prozeß aufzuhalten.

Meretz hingegen zögert mit einer Zusage. Doch der Druck auf das Bündnis wächst. „Man kann nicht eine halbe Million Wähler ächten“, kommentierte der Schriftsteller Amos Oz den Ruf der Meretz-Wähler: „Nur nicht Schass!“ Den Andersdenkenden zum Partner zu machen war zweifellos auch Ehud Baraks Absicht, als er nach dem Sieg seinen Wählern eine breite Koalition versprach.

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