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Über die BRD lachen

■ In der Unteren Rathaushalle ist eine Ausstellung über 40+10 Jahre Bundesrepublik Deutschland zu sehen

Haha – Deutschland – hahaha. Schließlich darf Geschichte auch Spaß machen, verkündet Hermann Schäfer, Direktor des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Und was ist spaßiger, als die Geschichte eines Erfolgsmodells durch die Lande zu tragen. Die BRD wird fünfzig Jahre alt. Und anläßlich dieses Geburtstages hat das Haus der Geschichte nach Auskunft seines Direktors Schäfer eine durch 26 Großstädte wandernde und nun eben in Bremen zu sehende Ausstellung konzipiert, die allerlei Geschichten erzählt und „nicht davor zurückschreckt, Emotionen anzusprechen“.

„40+10“ nennt sich das, was auf 500 Quadratmetern Stellwandfläche in der Unteren Rathaushalle die BremerInnen in Wallung bringen soll: Ein Extrakt aus jener 4.000 Quadratmeter umfassenden Dauerschau, mit der im Bonner Haus der Geschichte seit 1994 bereits mehreren Millionen Menschen über Gedeih und Verderb in 50 Jahren deutscher Nachkriegsgeschichte informiert worden sind. „40+10“ – man ahnt, daß da vor zehn Jahren etwas außerordentliches geschehen sein muß. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, Montagsdemos, Mauerfall – aus der Deutschen Demokratischen Republik wurde die Ex-DDR, und 17 Millionen gelernten DDR-BürgerInnen gingen Stacheldraht, Kinderkrippen, Staatssicherheit und Strümpfe aus dem Konsum „verloren“.

Der Zeit des einig Vaterland widmet sich die Ausstellung unter der Überschrift „Probleme & Herausforderungen“. Der schwarzrotgold-gebundene Einigungsvertrag ist zu sehen, hinter Täfelchen verbergen sich Allensbach-Umfragen über die Befindlichkeiten der Ostdeutschen, und bunte Euro-Scheinchen künden von der Zukunft Deutschlands in Europa.

Untergliedert in vier zeitlich chronologisch strukturierte Perioden wird der Zeitraum bis 1989 als Mix aus Alltagskultur, Wirtschafts- und Politikgeschichte dargeboten. Schautafeln, Fotos, Videos und Grafiken erzählen von Flüchtlingselend der Nachkriegszeit, Adenauers Kanzlerschaft, Wirtschaftswunder, Mauerbau und Plattenbauten, vom Terrorismus der 70er Jahre und dem Einzug der Grünen ins Parlament. Wenn von der DDR die Rede ist, sind Stichworte wie „Politische Säuberungen“, Propaganda und Kommandowirtschaft nicht fern. Die BRD hingegen ist, so der Tenor, das Gesellschaftsmodell, wo Friede und Freiheit unaufhörlich angewachsen sind. – So war das wohl.

Diese Erfolgstendenz dominiert auch nach 1989. Die böse PDS ist nur in Form eines Feuerzeugs mit Schriftzug vertreten. Und auch Richard Schröder, gelernter Ossi und momentan Professor an der Berliner Humboldt-Uni, blickte während seines Vortrags zur Ausstellungseröffnung optimistisch in die ossiwessliche Zukunft: „Alles ist schwierig. Aber stabil.“ Und vor allem: hahaha. zott

Bis zum 11. Juli tägl. von 10-18 Uhr in der Unteren Rathaushalle. Über das Begleitprogramm informiert eine 40seitige Broschüre, die in der Rathaushalle erhältlich ist.

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