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■ Aus drei mach zwei Polizei-Laufbahnen
Die zweigeteilte Laufbahn, die 1996 bei der Polizei eingeführt worden ist, wirft das bisherige Bildungswesen völlig über den Haufen. Der mittlere Dienst, mit den Dienstgraden Polizeimeister bis Polizeihauptmeister (vom Streifenbeamten über den Verkehrspolizisten bis hin zur Einsatzbereitschaft), soll mittelfristig wegfallen. Nach einer Übergangszeit – die Innenverwaltung spricht vom Jahr 2005 – soll, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur noch für den gehobenen Dienst (Polizeikommissar bis erster Polzeihauptkommissar) sowie wie für den höheren Dienst (Polizeirat bis Landesschutzpolizeidirektor) eingestellt werden. Mit dem Wegfall des mittleren Dienstes geht eine alte gewerkschaftliche Forderung in Erfüllung, weil die einfachen Schutzpolizisten damit in eine höhere Gehaltsgruppe aufsteigen und mit der Kriminalpolizei gleichziehen. Einhergehen soll damit eine Qualifizierungsoffensive im Rahmen des Berliner Modells. Ziel ist, daß die Schupos 60 Prozent der Kripo-Arbeit übernehmen sollen.
Die Ausbildung für den mittleren Dienst umfaßt eine zweieinhalbjährige Berufausbildung an der Landespolizeischule (LPS), die in Theorie und Berufspraktika (bei der Polizei und anderen Behörden) untergliedert ist. Zu den theoretischen Schwerpunkten gehören Sicherheits- und Ordnungslehre, Kriminalitätskunde, Verkehrsrecht und Deutsch. Bewerber für den mittleren Dienst müssen die Realschulreife oder einen 10.-Klasse-Schulabschluß plus abgeschlossener Berufsausbildung vorweisen können.
Durch die Einführung der zweigeteilten Laufbahn wird das Studium am Fachbe- reich 3 der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR) Pflicht. Realschüler haben deshalb kaum noch Chancen, Polizist zu werden. Eingangsvoraussetzung für den Besuch der FHVR ist in der Regel die Fachhochschulreife bzw. das Abitur. Das Studium dauert sechs Semester, zwei davon sind praktische Semester, die aber hauptsächlich aus Theorie bestehen. Schwerpunkte sind Rechts-, Polizei und Kriminalwissenschaft, gefolgt von Sozialwissenschaft.
Das Studium ist bei den Studenten sehr umstritten, viele hätten lieber eine praxisorientierte Ausbildung. Vor der Einführung der zweigeteilten Laufbahn konnten sich die Absolventen der FHVR noch gute Chancen auf Führungspositionen ausrechnen. Damit ist es nun vorbei. An der Ausbildung für den höheren Dienst hat sich nichts geändert. Die angebliche Auslese (1,5 Prozent des Polizeivollzugsdienstes) wird auf der polizeilichen Führungsakademie in Hiltrup geschult. plu
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