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Elch im Tropenwald

Robin Wood protestiert vor Ikea gegen Verkauf von unzertifiziertem Tropenholz  ■ Von Heike Dierbach

Die Corporate Identity wirkt sogar in Ausnahmesituationen wie dieser. Selbstverständlich habe er Verständnis, versichert Michael Mette freundlich, daß die AktivistInnen ein riesiges Transparent vom Turm heruntergelassen haben und nun vor dem Eingang per Megaphon ihren Redebeitrag verlesen. „Mir ist persönlich daran gelegen, daß die Kunden informiert werden“, fährt der Geschäftsführer fort, der wie alle MitarbeiterInnen ein gelbes Hemd mit blauem Schriftzug trägt: Gestern protestierte die Umweltorganisation Robin Wood vor der Schnelsener Ikea-Filiale gegen den Verkauf von Tropenholz ungeklärter Herkunft.

Bis der zuvorkommende Geschäftsführer sich blicken ließ, war allerdings schon mehr als eine Stunde vergangen. Gegen 11 Uhr hatten zwei Robin Wood-Mitglieder den Ikea-Werbeturm erklommen, im Gepäck ein 165 Quadratmeter großes Transparent. Das warnte wenig später unter dem Logo des unmöglichen Möbelhauses potentielle KundInnen: „Achtung! Elch im Tropenwald“.

„Tropenholz bei Ikea? Das kann ich mir nicht vorstellen“, kommentiert ein Kundin, die gerade Kissen und Blumentöpfe in ihr Auto lädt, „die reden doch soviel von Umweltschutz.“ Eben deshalb „ärgert es uns besonders, daß der Konzern wieder in dieses Geschäft eingestiegen ist“, begründet Robin- Wood-Pressesprecherin Ute Bertrand die Aktion, die zeitgleich auch in Berlin und Köln stattfand. Auf den Internet-Seiten würde mit Indianerweisheiten geworben, gleichzeitig verkaufe Ikea aber Holz ohne das Gütesiegel des internationalen „Forest Stewardship Council“ (FSC) – in dem der Konzern selber Mitglied ist.

Steine des Anstoßes sind der Gartentisch „Harstena“ (günstige 259 Mark) und der dazugehörige Gartenstuhl (69 Mark). Beide sind aus „Teakholz aus Plantagenanbau“, informiert der Plastikanhänger. „Ikea konnte uns nicht den Beweis liefern, daß die Herkunftsplantage auf Java FSC-zertifiziert ist“, begründet Christoph Meyer, Regenwald-Experte von Robin Wood, und resümiert: „Elchtest nicht bestanden.“ Tatsächlich hat die Plantage nicht das Siegel, räumt Geschäftsführer Mette ein. Es sei aber bereits beantragt, „und wir sind sicher, daß die Plantage noch in dieser Saison zertifiziert wird“.

Meyer, der selbst auf der indonesischen Insel recherchiert hat, widerspricht: „Die Plantage ist nicht einmal voruntersucht worden.“ Zudem sei der Teakanbau auf Java ohnehin problematisch. So sicherten Polizeitruppen mit Schießbefehl die Plantagen gegen die Bevölkerung, die das Land zur Subsistenzwirtschaft benötigt und selbst kaum Rechte an dem Teak besitzt.

Einen Teilerfolg im Kampf gegen den Raubbau konnte Robin Wood gestern verbuchen: Gegen 17.30 Uhr sicherte die Leitung von Ikea Deutschland Gespräche zu.

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