: Für immer Atomstrom
■ HEW-Chef Timm fährt harte Linie, Senats-Chef Runde nimmt ihn in Schutz
Um seinen Ruf als Betonkopf muß Manfred Timm nicht fürchten. Stillegungen wirtschaftlich arbeitender Atomkraftwerke seien „Enteignungstatbestände“, erklärte der Vorstandsprecher der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) auf der gestrigen Hauptversammlung des Konzerns im CCH. „Im Sinne unserer Kunden, unserer Aktionäre und unserer Mitarbeiter werden wir das nicht akzeptieren“, erklärte Timm und kündigte eine neue Rekorddividende von 27 Prozent an. Grundsätzlich seien die HEW zwar für einen Konsens beim Atomausstieg, beteuerte er, drohte aber im Gegenzug: „Wenn wir nicht zufrieden sind, werden wir den gerichtlichen Weg einschlagen.“
Der HEW-Aufsichtsratsvorsitzende Ortwin Runde (SPD), Erster Bürgermeister eines rot-grünen Bündnisses, das sich dem Einstieg in den Atomausstieg verschrieben hat, nahm Timm angesichts der vielen Stellungnahmen kritischer AktionärInnen in Schutz: Die Hauptversammlung sei nicht der „eigentliche Ort für die gesellschaftliche Auseinandersetzung über die Energieversorgung“. Runde versuchte den Konflikt zu entschärfen, indem er darauf hinwies, die HEW würden sich künftig immer stärker auf den Stromhandel verlegen. Außerdem solle doch bitte schön New-power, die Ökostrom-Tochter der HEW, gewürdigt und nicht diffamiert werden – ein Seitenhieb auf die Zweite Bürgermeisterin Krista Sager (GAL), die Newpower kürzlich als „Mogelpackung“ bezeichnet hatte.
Die kritischen AktionärInnen liefen mit ihren vielen, zum Teil sehr detaillierten Fragen gegen eine Wand. Trotz Rot-Grün habe sich nichts getan, kritisierte Dagmar Reemtsma: „Eine so günstige Konstellation werden wir nie wieder bekommen.“ Nicht einmal zum Abschalten der HEW-Meiler über den Jahrtausendwechsel, wie ihn die kritischen Aktionäre von Aida und der BUND gefordert hatten, wird es kommen. Obwohl wegen der Computer-Umstellung sogar die New Yorker Börse ihren Betrieb früher beendet.
Aber die ist ja auch viel gefährlicher als ein Atomkraftwerk. knö
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