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Fromme Tumulte

Mit einem Transparent wirbt das Erzbistum Hamburg am Dom für das Heilige Jahr 2000  ■ Von Eberhard Spohd

Auch die katholische Kirche ist auf Promotion angewiesen, um ihre Botschaft an die Christen zu bringen. So wirbt seit gestern das Erzbistum Hamburg an der Domkirche St. Marien in St. Georg mit einem über 100 Quadratmeter großen Transparent für das Heilige Jahr 2000. Die Symbolik ist wenig überraschend: Stilisierte Tauben stehen für die fünf Kontinente, die Schrift soll den Erdkreis darstellen, in dessen Mitte ein Kreuz eingearbeitet ist – „sympathisch gestaltet, damit es den Menschen Hoffnung macht“, glaubt Hamburgs Weihbischof Hans-Jochen Jaschke. Nächstes Jahr, so der Wille von Papst Johannes Paul II., sollen möglichst viele Pilger nach Rom und Israel reisen, um den 2000. Geburtstag ihres Religionsstifters zu feiern.

Am Anfang der Geschichte der Heiligen Jahre stand allerdings der Weltuntergang. Als im Jahre 1299 das Kirchenvolk zur Jahrhundertwende das Jüngste Gericht erwartete, forderte es von Papst Bonifatius VIII. einen besonderen Sündenerlaß. Die Tumulte auf den Stufen der alten Petersbasilika wurden so beängstigend, daß dem Oberhirten nichts anderes übrig blieb, als für 1300 das erste Jubeljahr einzuberufen. Die Einrichtung wurde ein toller Erfolg. Angeblich pilgerten damals zwei Millionen Menschen nach Rom, um aller Sünden ledig wieder ihren Lastern frönen zu können. Also behielt man die Einrichtung bei und feiert inzwischen alle 25 Jahre.

Immerhin spülten die Pilger die Kassen der Herbergen sowie der Reliquien- und sonstigen Händler voll. Die Ablaßzahlungen, die bei solchen Gelegenheiten in exorbitante Höhen stiegen, ließen auch die katholische Kirche gut verdienen. Nicht wenige Theologen vermuten, daß die Reformation ohne Heilige Jahre bedeutend weniger erfolgreich verlaufen wäre.

Inzwischen verlangt die Kirche für Sündenvergebung kein Geld mehr, feiert aber immer noch ihr großes Fest. Das Jahr 2000 hat der Papst unter das Stichwort Aussöhnung und Ökumene gestellt. Darum feiert Jaschke den Jahrhundertbeginn an Silvester auch zusammen mit der evangelischen Bischöfin Maria Jepsen im Michel. Gesegnet vom Heiligen Geist und beworben durch den Katholischen Presse- und Informationsdienst.

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