piwik no script img

■ Die Kongo-Gespräche drohen zu scheiternLetzte Ausfahrt Richtung Frieden

Ohne größere Aufmerksamkeit entscheidet sich dieser Tage in Sambias Hauptstadt Lusaka das Schicksal Afrikas. Die laufenden Waffenstillstandsverhandlungen für die Demokratische Republik Kongo – in deren Krieg der ganzen Kontinent von Libyen bis Südafrika hineingezogen wurde – sind ein halbes Jahr lang vorbereitet worden. Jetzt sind sie in der Endrunde angelangt: Samstag nacht sollen nach den vorliegenden Plänen die Waffen in Afrikas größtem internationalem Krieg schweigen. Der Frieden scheint zum Greifen nahe. Und der Moment ist günstig: In Afrikas beiden Großmächten Südafrika und Nigeria sind neue ambitionierte Präsidenten an der Macht, die gewillt sind, aktiv an der Beendigung des Kongo-Krieges mitzuwirken.

Doch kurz vor dem Abschluß mehren sich die Anzeichen dafür, daß die Gespräche doch noch scheitern. Vor allem Kongos Regierung von Präsident Laurent Kabila wehrt sich heftig gegen jeden Versuch, die gegen sie kämpfenden Rebellen als gleichwertige Partner zu behandeln. Diese Haltung gefährdet alle konkreten Schritte zu einer Versöhnung im zerrissenen Kongo, die bei den Verhandlungen im Gespräch sind und von denen es abhängt, ob eine internationale Friedenstruppe im Kongo sinnvoll tätig sein kann. Damit droht der Kollaps aller Friedensbemühungen.

Aber wenn die Lusaka-Verhandlungen scheitern, steht Kongo vor dem totalen Krieg – ein gigantischer Mafiakrieg um die Rohstoffvorkommen, der sich der politischen Kontrolle durch die Regierungen der kriegführenden Staaten entzieht. Der Kontinent würde dadurch weiter destabilisiert. Ohne Frieden im Kongo, so warnen bereits Experten, gibt es keinen Frieden in Angola und Kongo-Brazzaville, keine Stabilität in Ruanda, Burundi und Uganda, und auch anderen Ländern droht die Destabilisierung. Schon jetzt gibt es im Kongo 500.000 Kriegsvertriebene und 200.000 Flüchtlinge in Nachbarländern, und es werden täglich mehr.

Die Zeit läuft ab. Die internationalen Organisationen, allen voran die UNO, sind mit dem Kosovo beschäftigt. Die afrikanischen Vermittler, allen voran die Regierung Sambias, haben friedenswilligen Kriegsparteien nichts anzubieten und gegen renitente Kriegsparteien nichts in der Hand. Wenn Zentralafrika brennt, werden vielleicht auch den mächtigen Länder der Welt einige Worte über die Notwendigkeit des Friedens in Afrika einfallen. Aber jetzt wäre der bessere Moment. Dominic Johnson

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen