: Querspalte
■ Ruchlos
Aus allen Ecken kriechen sie und lästern, das „Strategiepapier der 40 jungen Grünen“ sei vor allem heiße Luft. Mag sein; aber die stinkt nicht. Da steht nämlich auch: „Die Zeiten, in denen Grüne 10 Meter gegen den Wind zu erkennen waren, sind vorbei.“ Das ist in dreierlei Hinsicht bemerkenswert. Erstens durch die Unterstellung, es hätte Zeiten gegeben, in denen unter dicken Strickpullovern über Sitzungsperioden hinweg ökologische intakte Mikrobiotope gedeihen und Buttersäuretüten lediglich als Luftverbesserer begrüßt werden konnten. Zweitens durch die Behauptung, die Grünen könnten sich nicht mehr riechen – selbst Vertreter der berüchtigten „muffigen“ Gründergeneration setzen (mittlerweile?) isopropylhaltige Deodorantien ein. Drittens ist hiermit die Formulierung „gegen den Wind“ endlich letztmalig in Anschlag gebracht worden.
Man wird sich voraussichtlich immer öfter so frühlingsfrisch, schnittig und flexibel geben wie zuletzt in Sachen Streubomben („Kann man mal machen“), Atomdingsda („Man muß auch warten können“) oder Altautorücknahme („Gern, Gerd“). Und hoffentlich nicht ausgerechnet beim Thema Gentechnik hart bleiben.
Kanadische Wissenschaftler wollen nämlich dafür sorgen, daß Schweine nicht mehr so müffeln wie weiland eine Arrestzelle voller Mutlangen-Blockierer (sorry, steht im „Strategiepapier“), sondern so gepflegt duften, wie Rezzo Schlauch konfektioniert ist. Dazu müsse man lediglich den Stickstoffgehalt ihres Urins reduzieren – indem man den Tieren ein Mäuse-Gen einpflanzte, habe man bereits ihre Phosphor-Ausscheidungen halbiert. Klingt das nicht toll: „Die Zeiten, in denen Mastschweine 1.000 Meter gegen den Wind zu erkennen waren, sind vorbei“? Ein Triumph für alle grünen „Tierrechtler“. Aber die gibt's womöglich auch nicht mehr. André Mielke
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