piwik no script img

Wie geleckt...

... hatten wir als Kinder auszusehen: adrett geflochten die Zöpfe, der Scheitel aalglatt gezogen, Kragen und Kniestrümpfe unschuldsweiß – Sonntag bei Spießers. Mit solch heutzutage wilhelminisch anmutenden Anstandsregeln versuchte die Nachkriegsgeneration, wenigstens optisch rein und ohne Tadel aufzutreten. Erst die antiautoritäre Erziehung räumte mit den Zwangsvorstellungen auf, gründlich natürlich: Gespielt werden durfte plötzlich mit Kacke wie mit Leberwurst.

Seit einiger Zeit nun geht der Trend zur Mitte, nicht nur in der Kindererziehung. Konventionen werden als soziale Kompetenz akzeptiert, gehören nicht mehr gesprengt, wie ein beklemmendes Korsett. Und die Folgen der antiautoritären Erziehung werden ausgebügelt. Erwachsene lassen sich in Benimmseminaren nachsozialisieren; lernen „Takt und Ton“, Auftritt und Konversation als elementare Formen erfolgreicher Verständigung.

Ein Gespräch über Tischsitten mit der Kommunikationstrainerin Elisabeth Bonneau auf SEITE II

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen