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Grünes Licht für Hafenstraße

■ Entscheidung über Kaufvertrag im Senat / Alles hängt an Voscheraus Gesundheit / Kaufpreis knapp 2,3 Millionen Mark Von Marco Carini

Nur die Grippewelle kann wohl noch verhindern, daß der jahrelange Konflikt um die Hafenstraßen-Häuser heute nachmittag der Vergangenheit angehören wird. Wird Bürgermeister Henning Voscherau, den das Hamburger Schmuddelwetter auf's Krankenbett warf, nicht rechtzeitig wieder fit, wird die für heute erwartete Senatsentscheidung über den Kaufvertrag für die bunten Häuser auf Januar 1996 verschoben.

Ansonsten dürfte die Vereinbarung zwischen der Hafenrand GmbH und der von Rechtsanwalt Hans-Jochen Waitz ins Leben gerufenen Genossenschaft „Alternativen am Elbufer“ wohl problemlos über die Senatsbühne gehen. Denn in Thomas Mirows Stadtentwicklungsbehörde rechnet niemand mehr „mit ernsthaftem Widerstand“ aus der SenatorInnen-Runde. Am heutigen Abend will dann auch die Mitgliederversammlung der Genossenschaft grünes Licht für den Kaufvertrag geben.

2.05 Millionen Mark – überwiegend Bankkredite – soll die Genossenschaft in drei Raten innerhalb von sechs Jahren für den Häuserkomplex hinblättern. Daneben übernimmt sie die Hälfte der „Altschulden“ der BewohnerInnen – noch einmal rund 230.000 Mark. Außer den Häusern erhält die Genossenschaft eine Kaufoption für die an die Bauten angrenzenden Freiflächen und ein Nutzungsrecht, bis die Option wahrgenommen wird.

Im Gegenzug sichert sich die Hafenrand GmbH ein fünfzehnjähriges Vorkaufsrecht für die Häuser, falls die Genossenschaft die Altbauten weiterveräußern will. Innerhalb von fünf Jahren kann die Stadt die Bauten zudem zurückkaufen, wenn die Genossenschaft sich auflöst oder wesentlich verändert.

In dem Vertrag verpflichten sich Waitz & Co die Häuser „zügig zu sanieren“ und dabei nicht mehr als 1900 Mark städtische Sanierungsmittel aus dem Programm Alternative Baubetreuung (ABB) pro Quadratmeter in Anspruch zu nehmen – ein Betrag der an der unteren Grenze der ABB-Förderpalette liegt. Sollten sich alle Gebäude als stark sanierungsbedürftig erweisen, wird sich der Gesamtbetrag auf rund 6 bis 7 Millionen Mark summieren. Genossenschafts-Initiator Hans-Joachim Waitz geht davon aus, daß die „Sanierung im kommenden Jahr beginnen“ und sechs Jahre später abgeschlossen werden kann.

„Knapp kalkuliert“ so der Jugendrichter Joachim Katz aus dem Genossenschaftsvorstand, seien die „sozialverträglichen Mieten für die Hafenstraßen-BewohnerInnen“, die die bisherige „Nutzungsgebühr“ ersetzen: Sie werden bei fünf Mark netto/kalt pro Quadratmeter liegen.

Die GenossenschaftlerInnen sind zuversichtlich, daß niemand mehr gegen den mühsam ausgehandelten Vertrag querschießt. Jochen Katz: „Ein faires Ergebnis, mit dem beide Seite leben können“. Auch Hans-Joachim Waitz zeigt sich mit dem Übernahmekonzept „zufrieden“ und ist „optimistisch, daß der Vertrag über die Bühne geht“.

Die Entscheidung wäre damit wohl endgültig gefallen. Denn die Hamburger Bürgerschaft muß dem Vertrag nicht zustimmen und wird deshalb wohl nur noch ein bißchen über den Verkauf debattieren.

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