: Antworten auf Letzte Fragen
Muß man Kleider kürzer machen, wenn man abnimmt? (26.6.99)
Obgleich diese Frage nicht allgemeingültig beantwortet werden kann, lassen sich unter Berücksichtigung des Ausgangs- und Endzustands der abnehmenden Person klare qualitative Aussagen zu diesem Problem treffen. Entscheidend ist dabei die Gesamtform des Körperprofils, wie sie schematisch in der folgenden Abbildung dargestellt ist. Entwickelt sich die abnehmende Person von einem konvexen hin zu einem geraden Körperprofil, so sinkt die Saumhöhe des Kleides über dem Fußboden tatsächlich und ist demzufolge durch Kürzen anzupassen. Völlig anders stellt sich die Situation für eine Person dar, die ausgehend von einem geraden Körperprofil abnimmt: Unter der Annahme, daß das Kleid (wie in vielen Fällen üblich) in der Taillenregion mit einem Gürtel oder einer Schleife fixiert wird, ergibt sich in diesem Fall eine Anhebung der Saumhöhe. Besonders bei sehr kurzen Minikleidern ist hier zur Wahrung der sittlichen Normen eine Verlängerung des Kleides durch passende Bordüren o.ä. erforderlich.
Personen mit mäßig konvexem Ausgangsprofil bietet sich daneben die Möglichkeit, durch Abnehmen bis hin zu einem genau entsprechenden konkaven Profil eine gleichbleibende Saumhöhe bei unveränderter Kleiderlänge zu erzielen. Für stark konvexe Personen scheidet diese rationelle Methode jedoch aus, da vor dem Erreichen eines – nur theoretisch denkbaren – entsprechenden hyperkonkaven Profils aus physiologischen Gründen mit einem Ableben der abnehmenden Person gerechnet werden muß.
Diese zunächst einfachen Überlegungen verkomplizieren sich, wenn man berücksichtigt, daß das Abnehmen ein stark zeitabhängiger Prozeß ist und auch die gewünschte Saumhöhe von Kleidern aufgrund modischer Entwicklungen eine Funktion der Zeit ist. Verzögert sich beispielsweise die Abnahme einer schwach konvexen Person bis ins nächste Jahr, so muß trotz konstanter Saumhöhe beim Erreichen eines leicht konkaven Zielprofils die Kleiderlänge geändert werden, sofern ein verändertes modisches Leitbild dies erfordert.
Im Umkehrschluß führt dies zu einer neuen überraschenden Erkenntnis: Wer laufend aufmerksam die Modetrends für die nächste Saison verfolgt, kann die beschriebenen Zusammenhänge nutzen und sich durch gezielte Veränderung des Körperprofils auch mit denselben alten Kleidern noch in der nächsten Saison modisch kleiden. Ist bspw. eine Anhebung der Saumhöhe angesagt, so können konvexe Personen durch Zunehmen (konkave durch Abnehmen) der konsumorientierten Modebranche auf diese Weise ein sowohl ökologisch als auch modisch korrektes Schnippchen schlagen. Frieder Böhme, Markdorf
Warum verknoten sich Gartenschläuche, Elektrokabel und ähnliches in unbewachten Momenten von selbst? (3. 7. 99)
Gartenschläuche, Elektrokabel und ähnliches sind „Untergebene“ des Menschen. Sie verhalten sich genauso wie „Untergebene“ im öffentlichen Dienst in „unbewachten Momenten“ ... Hajo Sygusch, Bremerhaven
Gibt es einen Phobiebegriff für die Angst, von einem herabfallenden Klavier erschlagen zu werden? (26. 6. 99)
Wenn es einen gäbe, würde er wahrscheinlich „Pianophobie“ heißen. Damit könnte man aber weder ausdrücken, daß es sich um ein herabfallendes Piano handelt, noch würde es der „klassischen“ Phobie-Definition gerecht, denn zu dieser gehört, daß die angstauslösende Situation vermieden wird. Situationen, in denen Klaviere herabfallen, sind ja eher sehr selten, so daß es sich nicht lohnen würde, für solche raren Momente extra eine Phobie zu entwickeln.
Wenn aber jemand von dieser Angst befallen ist, sollte man schon genauer untersuchen, worum es sich handelt. Möglich wären folgende Varianten:
1. Eine überwertige Idee: Der Betroffene beschäftigt sich unausgesetzt mit dem Gedanken, er könne von einem Klavier erschlagen werden; diese Idee beherrscht sein Denken in unangemessener Weise, ist aber korrigierbar. Zeigt sich der Betroffene in seiner Überzeugung nicht korrigierbar, und steht diese Überzeugung im Widerspruch zur Realität und zur Wahrnehmung seiner Mitmenschen (also wenn nachweislich weit und breit kein Klavier zu sehen ist, der Betroffene aber völlig sicher ist, daß eins herabstürzen und ihn treffen wird), handelt es sich eher um
2. einen Wahn (hier: Piano-Wahn). DDenkbar wäre auch noch, daß es sich um 3. einen Zwangsgedanken handelt, der zwar als unsinnig erkannt wird, sich aber immer wieder aufdrängt. In diesem Fall würde der Betroffene die Persistenz dieses Gedankens als ungerechtfertigt und quälend empfinden. Bei allen Varianten würde ich eine Psychotherapie empfehlen, als ersten Schritt aber den Wechsel der Klavierlehrerin. Babette Herborth, Berlin
Megakadenzphobie. Näheres dazu siehe meine Abhandlung „Arme Irre. Abriß musikalischer Devianz“, Bd. III, S. 654 – 689, Salzburg 1999 (im Druck) Dr. pseud. psych. Richard Nisius, Ammerbuch
Man wacht morgens vor dem Weckerklingeln auf, ist eigentlich ganz munter, bleibt aber liegen. Aber kaum klingelt der Wecker, wird man schlagartig furchtbar müde. Woher kommt das? (26. 6. 99)
Wenn man morgens von selbst wach wird (logischerweise vorm Wecker), wird man vom SELBST geweckt. Ist man wach, meldet sich sofort das EGO und schreit: „Liegenbleiben!“ „Nur noch fünf Minuten!“ etc. Hörte der Mensch auf sein SELBST und stünde auf, wäre er im Einklang mit sich selbst, da aber das EGO meist siegt, wird man muffelig, verpaßt Bus, U-Bahn, das Frühstück usw. Den Zustand der Welt auf diesen Umstand zurückzuführen, wäre eine interessante Betrachtung, ist mir aber zu anstrengend, ich bleib' lieber noch fünf Minuten liegen. Martina Fries, St. Wendel
Im Postdormitorium erleben wir besonders intensive Träume, die wir sehr wohl beeinflussen können und auch gern in uns angenehme Richtungen lenken. Das Klingeln des Weckers gemahnt uns an die uanangenehme Realität des Tages (Einkommensteuerbescheid! Lateinprüfung! Fußnägel schneiden!); die anschließend einsetzende Müdigkeit stellt eine ganz natürliche Abwehrreaktion dar. Albert Ernst, Wiesbaden
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