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Werbende Augen

Heute startet eine Ausstellung mit Photographien aus dem National Geographic Magazin  ■ Von Eberhard Spohd

Die stechenden Augen von Robert Edwin Peary starren den Betrachter an. Die Aufnahme des Menschen, der im Jahre 1909 als erster den Nordpol erreichte, mit dem pelzkappenumrandeten Gesicht und der gegerbten Haut ist längst ein Klassiker der Photographie. Was aber nur die wenigsten wissen: Das Bild wurde im Auftrag der National Geographic Society aufgenommen. Die US-amerikanische Gesellschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, „das geographische Wissen der Welt zu mehren und zu verbreiten“, unterstützte damals den Polarforscher bei seiner Expedition.

Natürlich ist auch Pearys Bild in der Ausstellung zu sehen, die heute auf der Cap San Diego eröffnet wird. Insgesamt 100 Fotos, die meisten davon neueren Datums, werden aus der Zeitschrift der Gesellschaft gezeigt. Abgedeckt wird das gesamte Spektrum der von der Society geförderten Projekte: Eine Aufnahme vom Wrack der Titanic, geschossen von Robert Ballard, ist ebenso dabei, wie von der Entdeckung der Inka-Stätte Machu Pichu von Hiram Bingham. Menschen, Tiere, Sensationen, die das Bild der Welt im ausgehenden 20. Jahrhundert geprägt haben, werden gezeigt.

Im Jahre 1888 versammelten sich 33 Honoratioren in Washington, um die gemeinnützige National Geographic Society aus der Taufe zu heben und ahnten nicht, daß sie gerade dabei waren, eine Legende zu begründen. Von Beginn an gab die Gesellschaft ein monatliches Magazin heraus, das anfangs aus drögen wissenschaftlichen Bulletins bestand. Doch schon bald erschienen die ersten Schwarz-weiß-Photos.

Inzwischen hat die Gesellschaft 10 Millionen Mitglieder in aller Welt, und aus dem Magazin, das sie erhalten, ist längst das meistvertriebene populäre Wissenschaftsmagazin der Welt. Nicht zuletzt wegen der spektakulären Photostrecken im Heft. Auch der dafür betriebene Aufwand ist rekordverdächtig: Für eine Reportage werden bis zu 60.000 Bilder geschossen, die gesamten Kosten belaufen sich dabei nicht selten auf bis zu 500.000 Dollar.

Der Ausstellungsort Cap San Diego wurde nicht ohne Bedacht gewählt. Das ehemalige Handelsschiff der Hamburg Süd Reederei symbolisiert für Andreas Mayer, Verlagsgeschäftsführer im neugegründeten G + J/RBA Verlag, „den Aufbruchcharakter, aber auch den explorativen Zug der National Geographic Society “.

Denn schließlich handelt es sich nicht nur um eine Ausstellung, sondern auch um den Auftakt einer Marketing-Offensive. G + J/RBA bringt nämlich am 27. September diesen Jahres die deutschsprachige Ausgabe des Magazins auf den Markt. Als Vorgeschmack, dachte man sich, könne man mit den ausgewählten Photographien auf Tournee gehen. Und Pearys stechende Augen für sich werben lassen.

Die Ausstellung beginnt heute und läuft bis zum 8. August, Montag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr

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