piwik no script img

Opel fährt der Konkurrenz hinterher

■ Der Autokonzern wird auch dieses Jahr keinen Gewinn machen, glaubt aber an eine Trendwende

Rüsselsheim (taz/dpa) – Opel kommt, trotz steigender Umsätze, nicht aus den roten Zahlen heraus. Auch dieses Jahr wird die Tochter des größten Automobilkonzerns der Welt, General Motors (GM), rote Zahlen schreiben. Das erklärte der Opel-Vorstand gestern in Rüsselsheim. Trotzdem geben sich die Konzernmanager zuversichtlich, bald wieder Gewinne mit der Produktion zu machen. Nach jahrelang schrumpfenden Marktanteilen steigt der Prozentsatz der neu verkauften Opels auf deutschen Straßen erstmals wieder an. Wurde in diesem ersten Halbjahr mit 13,8 Prozent ein Tiefpunkt erreicht, so rechnet Opel für das Gesamtjahr mit einem Anteil knapp 15 Prozent.

Der härter werdende Preiskampf und zusätzliche Konkurrenten in den klassischen Opel-Sparten wie die Mercedes-A-Klasse hätten die Wettbewerbssituation verschärft. So nutze es nichts, daß der Absatz um ein Fünftel auf über 600.000 Autos anstieg und der Umsatz um 14,5 Prozent auf 16 Milliarden Mark anschwoll – ein Gewinn aus dem reinen Autogeschäft blieb trotzdem nicht übrig.

Mit einem Investitionsprogramm von mehr als 9 Milliarden Mark im Zeitraum 1999 bis 2003 will Opel am Stammsitz Rüsselsheim eine neue Autofabrik und in Kaiserslautern ein Motorenwerk bauen. Zusammen mit einer Reihe neuer Modelle, verbesserter Arbeitsorganisation und einem neuen Entlohnungssystem soll die Gewinnkraft verbessert werden. Das geht freilich nicht ohne Personalabbau.

Opel-Personalvorstand Wolfgang Strinz bekräftigte gestern, daß Opel mit dem Bau des neuen Vorzeigewerks in Rüsselsheim bis zum Jahr 2003 fast 4.000 der derzeit rund 10.000 Arbeitsplätze abbauen wird. Je nach Marktentwicklung werde das Unternehmen schon in diesem Jahr Vorruhestandsprogramme auflegen. Während die Opel-Belegschaft erstmals seit 1990 wieder leicht um 200 Arbeiter auf insgesamt 44.600 zunahm, gingen die Personalkosten von 5,5 auf 5,3 Milliarden Mark zurück. Dies zu betonen war gestern dem Gesamtbetriebsrat außerordentlich wichtig.

Trotzdem unterstützt der Betriebsrat den Konzernkurs, qualitativ hochwertige Produkte anzubieten und sich stärker an europäischen Kundenwünschen zu orientieren. Zur langfristigen Stabilisierung der Arbeitsplätze verlangen die Arbeitnehmervertreter allerdings den Wiedereinstieg in die Oberklasse. Zusätzlich müsse die Modellpalette um attraktive Nischenfahrzeuge ergänzt, die Entwicklung alternativer Antriebe verstärkt und die Verarbeitung neuer Materialien wie Aluminium und Kunststoff intensiviert werden.

Doch vom Boom des vergangenen Jahres in der deutschen Autoindustrie hatte Opel nichts abbekommen. Während die Umsätze der gesamten Branche um 16 Prozent zulegten, zog das Opel-Geschäft lediglich um ein knappes Prozent an.

Neben der verspäteten Einführung des wichtigsten Modells Astra spielten dabei auch negative Schlagzeilen über Qualitätsprobleme eine Rolle. Aufgrund des immer schärfer werdenden Preiskampfes und hoher Aufwendungen für Produktverbesserungen fiel das Betriebsergebnis extrem negativ aus. Genaue Zahlen wollte der Vorstand dazu aber gestern nicht vorlegen. urb

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen