: Kindergarten im Büro
■ Eltern und Kinder aus Altona protestieren gegen Kita-Träger Sternipark
Es zeugt von einem gewissen Leichtsinn, einer Gruppe von 30 Erwachsenen und mindestens ebenso vielen Kindern den Zutritt zu seinen Räumen zu erlauben. Dabei wurde Heinke Steinhäuser vom Jugendhilfe-Träger Sternipark e.V. in der Eimsbüttler Amandastraße gestern Nachmittag nur gebeten, einen Protestbrief des Elternarbeitskreises des Kinderhauses Goethestraße (EAK) in Empfang zu nehmen. Nicht ahnend, daß sich die Büros des Trägervereins mehrerer Hamburger Kinderhäuser in einen Kindergarten verwandeln würden, antwortete Steinhäuser: „Na, dann kommen sie mal hoch.“
Dabei wollten die Eltern aus der Altonaer Goethestraße nur ihren Unmut über die Verhältnisse im Kinderhaus loswerden. Vor allem die miserable Ausstattung ist den Vätern und Müttern ein Dorn im Auge: „Die Treppen sind nicht kindersicher“, beschwerte sich gestern eine Mutter, „die sanitären Einrichtungen und vor allem die Fluchtwege entsprechen ebenfalls nicht den gesetzlichen Vorschriften.“ Außerdem hätten Bauarbeiter, die das Nachbarhaus ausbauen, auf Kindermatratzen übernachtet und in den Räumen des Hauses geraucht.
Am schlimmsten aber seien die ständigen personellen Umstrukturierungen. In jüngster Zeit wurden zwei Erzieherinnen in eine andere Einrichtung von Sternipark in Wilhelmsburg versetzt , zweien wurde gekündigt, zwei im Herbst auslaufende Verträge werden nicht verlängert. Darüber hinaus kündigte noch eine der Pädagoginnen, weil sie die Verhältnisse im Kinderhaus nicht mehr vertreten konnte. „Dieses Klima wirkt sich negativ auf die Kinder aus“, erklärte Wiebke Möller vom EAK. Man könne ihnen kaum erklären, warum ihnen vertraute Personen von einem Tag auf den anderen ohne sich zu verabschieden weg sind.
Erbost ist der EAK auch darüber, daß ständig bestehende Kindergruppen umstrukturiert werden, „trotz gegenteiliger Zusage über die Köpfe der Eltern hinweg“. Die Hausleitung entscheide selbstherrlich. „Die meisten Eltern“, faßt Möller zusammen, „würden ihre Kinder nicht mehr bei einer Einrichtung von Sternipark anmelden.“
Dessen Geschäftsführer Jürgen Moysich kann die Aufregung nur zum Teil verstehen. „Bei Umstrukturierungen kann man es leider nicht jedem recht machen“, äußerte er sich gestern gegenüber der taz. Allerdings seien diese personellen Wechsel nicht zu vermeiden gewesen. Auch Veränderungen in den Kindergruppen seien unvermeidlich: „Kinder werden irgendwann drei Jahre alt und steigen dann in die größeren Gruppen für Elementarkinder auf.“ Eberhard Spohd
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen