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Riesen-Kondom für mehr Verhütung

„Wenn Generalprobe und Premiere zusammenfallen“, sagt Monika Heitmann, „klappt nicht immer gleich alles“. Die Idee mit dem schwebenden Kondom klappte nicht. Zu wenig Helium – und das rote Vier-Meter-Gebilde blieb am Boden. Rotierte federleicht im kräftigen Wind neben dem Info-Stand der Prostituierten-Organisation Nitribitt und dem Gesundheitsamt. Beachtung fanden sie damit allemal.

„Einen Kick geben“, wollten die Veranstalterinnen mit dieser Aktion. Und zwar zur Kondombenutzung. Nach der Aidswelle in den 80ern und werde das Problem von sexuell übertragbaren Krankheiten zunehmend heruntergespielt, so die Erfahrung vieler Prostituierten. Manche Männer hielten sich für „immun gegen scheinbar alles“, erklärt Heitmann.

Gegen Mehrpreis verlangten sie von Prostituierten den Gummi-Verzicht. „Selbst vor Erpressung und Gewalt“ schreckten einige nicht zurück. Bei Drogenprostituierten, die zu 30 bis 40 Prozent HIV-infiziert seien, „ist das glatter Wahnsinn“. In den zehn Jahre als Prostituierte hat Heitmann nur einen Freier gehabt, der auf dem Gummi bestand.

Händeweise Kondome verteilen die Nitribitt-Frauen. Auf ihren T-Shirts steht: „Sei kein Dummi – mach's mit Gummi!!!“ Viele Jugendliche bleiben stehen. „Was soll ich denn damit“, grummelt ein älterer Herr. Diejenigen, die verschreckt die Straßenseite wechseln, werden auch hier mit Infos und Präsern versorgt.

Die Kondomnutzung sei in erster Linie ein Generationsproblem, weiß Heitmann. „Für Jugendliche ist safer sex längst selbstverständlich“. Das Problem seien die „Mittelalten“. „Du siehst doch clean aus“, urteilten die. Manche brächten sogar Aids-Tests mit.

Bei „fremden und sporadischen“ Kontakten sind Kondome Pflicht, sagt Marita Meyer vom Gesundheitsamt. Viele halten sich oft für nicht betroffen. „Dabei sind 80 Prozent der Freier verheiratet“, weiß Meyer. pipe

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