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Der Kneipen-Streit geht weiter

■ Viertel-Wirte sträuben sich gegen den Zapfenstreich um 23 Uhr / Gastronomen an der Schlachte wollen lieber „Ruhe ins Thema bringen“

Für viele NachtschwärmerInnen fängt das Leben um 23 Uhr erst richtig an. FreundInnen feuchtwarmer Sommernächte jedoch gucken seit einiger Zeit in die Röhre. In die leere, wohlgemerkt. Der Grund: Das Stadtamt fordert alle Bremer Gastronomiebetriebe auf, pünktlich eine Stunde vor Mitternacht die Außenbewirtschaftung einzustellen. So verlangt es die gültige Gaststättenverordnung. Wer auch zu fortgeschrittener Stunde nicht auf sein kühles Blondes verzichten will, muß also mit stickigen Kneipenräumen vorlieb nehmen. Das erscheint den meisten Bierliebenden zu dieser Jahreszeit jedoch wenig verlockend.

Für Ärger sorgte in den vergangenen Wochen aber nicht alleine dieser Umstand – sondern auch die Tatsache, daß die Ordnungshüter diese Regeln in den jeweils verschiedenen Kneipenlagen offenbar unterschiedlich streng durchsetzen. An der Schlachte beispielsweise. Mehrere Wirte aus dem Viertel versuchen daher, gegen die Behördenbefehle anzugehen: In der vergangenen Woche beantragten sie beim Stadtamt Öffnungszeiten wenigstens bis zur Geisterstunde. Mit der jetzigen Regelung seien die Gastronomie-Betriebe nämlich kaum geschäftsfähig, findet Hassan Jooshani vom „Piano“ im Fehrfeld.

Auch Norbert Schütz, der Betreiber des „Litfass“ im Ostertorsteinweg und einer der Antragsteller, findet die derzeitige Situation nicht haltbar. „Damit kann es nicht getan sein“, ärgert er sich über die Auflagen. Die Behörden seien eindeutig im Zugzwang. Der Viertel-Wirt hegt zwar wenig Hoffnung, noch in diesem Sommer eine Verlängerung der Zapfzeiten zu erreichen. In der kommenden Saison sollen seine Gäste aber wieder länger draußen sitzen dürfen. Außerdem müßten „die Leute einfach mal sehen, daß Handlungsbedarf besteht“.

Das Stadtamt zeigt sich dem Protest gegenüber zunächst einmal offen. „Wir werden uns nicht querstellen“, sagt Amtsleiter Hans-Jörg Wilkens. Es sei durchaus möglich, daß einzelne Kneipen eine Ausnahmegenehmigung erhalten. Genauer könnten das allerdings erst Gespräche mit den Senatoren für Wirtschaft und Bau zeigen, die für die kommende Woche anberaumt sind.

Die Gastronomen an der Schlachte betrachten den nicht endenden Streit um den Zapfschluß mit Stirnrunzeln. „Die sollen endlich mal Ruhe in das Thema bringen“, findet der Sprecher der Schlachte-Wirte Björn Schwamborn. Den längsten Arm habe ja doch die Stadt. Mit alternativen Vorschlägen möchte er daher gar nicht erst aufwarten. Der „Paulaner's“-Inhaber fragt:„Warum belassen wir es nicht bei 23 Uhr? Wenn die Regelung für alle gilt, wird dabei auch keiner übervorteilt oder benachteiligt.“ Das Letzte, was er wolle, sei nämlich ein Krieg zwischen Viertel- und Schlachte-Gastronomen. tin

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