■ Surfbrett: Viele kleine Schritte zum Kommunismus
Lebende Legenden wie Richard Stallman, aber auch etliche namhafte Referenten aus Deutschland haben am letzten Wochenende in Berlin versucht, dem Problem der freien Software auf den Grund zu gehen. „Wizards of OS“ hieß der Kongreß. So radikal libertär, wie Stallman sich das immer noch wünscht, ist das „Open Source“ genannte Konzept kollektiv entwickelter Software nicht mehr. Das stellen alle Vortragenden in der einen oder anderen Variante fest. Es gibt Hierarchien auch hier, und materielle Interessen überlagern das Ideal. Frank Gessner jedoch, Vizechef der Intershop GmbH, die von Jena aus sehr erfolgreich Programme für digitale Onlinekaufhäuser vertreibt, ist in dieser Hinsicht Kummer gewohnt: „Wer wie ich in der DDR aufgewachsen ist, weiß, daß man zum Kommunismus nur in kleinen Schritten gelangt. Im Moment ist die Menschheit einfach noch nicht so weit.“ Lieber rückwärts in die Geschichte blickte Wolfgang Hagen von Radio Bremen. Er erinnerte an die Urzeiten der Elektronenrechner, die noch ganz ohne Software auskommen mußten, und ein Praktiker beendete schließlich alle Debatten auf seine Art. Warum, fragte er das Publikum, sollen wir uns den Quellcode ansehen, wenn das Ding läuft? Unter www.mikro.org/Events/OS/journal/ bieten die Veranstalter gut lesbare Zusammenfassungen der meisten Vorträge und Diskussionen an.
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