Demokratie jetzt in Prenzlauer Berg

■  Haus der Demokratie wechselt in die Greifswalder Straße. Amnesty international und Liga für Menschenrechte gehören neben den Bürgerrechts- und Umweltinitiativen, die zähneknirschend mitziehen, zu den neuen Mietern

Nach langen Querelen hat das Haus der Demokratie nun endlich eine neue Adresse. Gestern teilten die Stiftung „Haus der Demokratie“ und der Hausverein mit, daß die Stiftung am vergangenen Freitag einen Kaufvertrag für das Haus Greifswalder Straße 4 in Prenzlauer Berg abgeschlossen hat. Nachdem etwa 30 Objekte besichtigt worden und drei in die engere Auswahl gekommen waren, entschied sich das Kuratorium einstimmig für die Greifswalder Straße.

Gestern vormittag wurde die erste Rate des knapp elf Millionen Mark teuren Gebäudes überwiesen, das mit etwa 4.000 Quadratmetern fast doppelt so groß ist wie der jetzige Sitz. Neben den etwa 40 Bürgerrechts- und Umweltinitiativen beabsichtigen amnesty international und die Internationale Liga für Menschenrechte – beide aus der Initiative „Haus der Menschenrechte“ –, in die Greifswalder Straße zu ziehen. Der Name soll künftig lauten: „Haus der Demokratie und Menschenrechte“. Weitere Details sollen heute auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben werden.

Das „Haus der Demokratie“ an der Friedrichstraße war den Bürgerrechtlern nach der Wende vom Runden Tisch zur Nutzung überlassen worden. Das einstige SED-Gebäude war 1998 von der Treuhandnachfolgerin BvS an den Deutschen Beamtenbund (DBB) verkauft worden. Nachdem die ursprünglich mit den Nutzern vorgesehen Untermietverträge gescheitert waren, hatte der DBB der Stiftung acht Millionen Mark für die Aufhebung des Mietvertrages zugesagt. Ein Großteil des Kaufpreises für das neue Quartier wird damit finanziert, für den Rest wurde ein Kredit aufgenommen.

Nach Überweisung der ersten Kaufrate können nun die Bauaufträge beispielsweise für den Einbau von Trennwänden in der Greifswalder Straße erteilt werden. Eile ist angesagt, denn alle Organisationen haben sich verpflichtet, bis zum 15. August aus der Friedrichstraße auszuziehen. Aufgrund der bis vergangenen Freitag herrschenden Unklarheit konnten noch keine konkreten Verhandlungen mit neuen Mietern geführt werden. Doch der Vorstand ist zuversichtlich: „Wir denken nicht in Kategorien des Leerstandes“, betont Vorstandsmitglied Hans-Andreas Schönfeldt. „Ein Restrisiko bleibt bei jedem Grundstückskauf“, ergänzt Vorstandsmitglied Tobias Baur. Der Optimismus beruht auf „vielen Anfragen und Interessenbekundungen“ potentieller neuer Mieter. Die Durchschnittsnettomieten sollen zwischen 13 und 15 Mark pro Quadratmeter liegen.

Leicht waren die Verhandlungen, die dem Kauf vorangegangen waren, nicht. Vorstandsmitglied Schönfeldt: „Das war einer der härtesten Jobs in meinem Leben.“ Doch letztendlich sei es nur eine einzige Initiative, die nicht mit umziehe. Peter Scheffel vom Hausverein, in dem etwa 70 Prozent aller Initiativen vertreten sind, nennt die neue Adresse zwar „nicht ganz optimal“. Doch für acht Millionen Mark lasse sich nun mal kein geeignetes Haus in Mitte finden. Viele Initiativen hatten das Fehlen eines U- oder S-Bahn-Anschlusses kritisiert. Das neue Haus liegt zwei Straßenbahnstationen vom Alexanderplatz entfernt und damit längst nicht so zentral wie das in der Friedrichstraße. B. Bollwahn de Paez Casanova