: KaDeWe mag KaDeO nicht
■ Ostprodukte-Verein darf unter dem Namen KaDeO nicht firmieren, weil das Kaufhaus des Westens seinen Ruf beschädigt sieht. In Erfurt spielt das alles keine Rolle, in Berlin bleibt man aber bei „Intershop 2000“
Es war einen Versuch wert. Doch der Gegner war zu stark. Der „Verein zur Dokumentation der DDR-Alltagskultur“, der im Herbst vergangenen Jahres in einer transportablen Raumerweiterungshalle eines VEB Metallbau die 1. DDR-Design-Verkaufs- und -Tauschausstellung eröffnete, wollte sein Angebot erweitern und am kommenden Sonntag eine Verkaufsstelle mit ausgewählten Ostprodukten unter dem Namen „Kaufhaus des Ostens“ (KaDeO) eröffnen.
Doch der etwa 100 Mitglieder zählende Verein hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Vor wenigen Tagen teilte der Kaufhauskonzern Hertie dem Verein mit, daß dessen Vorgehen „wettbewerbswidrig“ sei, da „in unlauterer Weise“ der gute Ruf des KaDeWe „ausgebeutet“ werde.
„Bitte haben Sie Verständnis dafür, daß wir eine Verwendung der Bezeichnung KaDeO für den Vertrieb von Waren nicht akzeptieren werden“, heißt es in dem Brief. Pressesprecher Elmar Kratz aus der Firmenzentrale in Essen sagte gestern: „Die Marke KaDeWe wird gegen jede mißbräuchliche Nutzung verteidigt“, unabhängig von den Produkten. Eine „Verwechslungsgefahr“ nehme man nicht hin, auch wenn diese „nicht in Prozent bezifferbar“ sei. Denn die Frage laute: „Inwieweit wird eine Marke verwässert?“
Der Sprecher verweist außerdem darauf, daß der Name KaDeWe seit 1907 geschützt ist und seitdem mehrmals erfolgreich verteidigt wurde. Auch wenn diverse Anläufe scheiterten, hätten die Namensanlehner durch entsprechende Berichterstattungen der Medien immerhin gute Werbung gehabt.
Doch weder die angedrohte „förmliche Abmahnung“ noch eine „gerichtliche Geltendmachung“ sind nötig. „Wir brauchen den Namen KaDeO“ nicht, sagte gestern Elke Matz vom Vorstand des „Vereins zur Dokumentation der DDR-Alltagskultur“. Das Verhalten des KaDeWe sei „albern“. Man werde auf den Namen für die Verkaufsstelle verzichten und weiter unter dem Namen „Intershop 2000“ firmieren. Zudem verweist Matz darauf, daß eine Erfurter Firma den Markennamen „Kaufhaus des Ostens“, also auch „KaDeO“, geschützt habe.
Eine Mitarbeiterin der Media Design GmbH in Erfurt bestätigte gestern gegenüber der taz, daß man den Namen habe schützen lassen. Anfang dieses Jahres habe die Firma Software plus Systems GmbH den Namen übernommen. Und diese wiederum bietet unter der Internetadresse www.kadeo.de in einem virtuellen „Kaufhaus des Ostens“ diverse Produkte aus dem Bau- und Gartenbereich, Büro- und Geschäftsausstattungen und anderes an. Also gibt es doch wieder Arbeit für die Justitiare des KaDeWe. B. Bollwahn de Paez Casanova ‚/B‘Sonntag, 18 Uhr, „feierliche Eröffnung“ der Verkaufsstelle „Intershop 2000“, Oberbaum-City, Ehrenbergstraße 3–7, Öffnungszeiten: mittwochs bis freitags von 16 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr
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