: Aus für obersten Nato-Soldaten
■ US-General Wesley Clark, der im Kosovo vergeblich den Einsatz von Bodentruppen verlangte, soll seinen Posten nächstes Jahr auf Wunsch des Pentagons vorzeitig räumen
Washington/Wilna/Brüssel (dpa/AFP/AP) – Der Nato-Oberkommandierende in Europa, US-General Wesley Clark (54), wird im Jahr 2000 möglicherweise vorzeitig abgelöst. Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums von gestern wird der Vier-Sterne-General im Mai 2000 seinen Posten räumen, zwei Monate früher als geplant. Eine entsprechende Anweisung habe Clark am Dienstag von US-Generalstabschef Henry Shelton erhalten.
Ein Nato-Beamter in Brüssel hat die Entscheidung bestätigt. Kenneth Bacon, der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, sagte jedoch gestern in Tokio, Clark werde regulär zum Ende seiner dreijährigen Amtszeit aus dem Amt scheiden. Die Amtszeit läuft im Juli 2000 aus. Nato-Sprecher Jamie Shea sagte, der Wechsel werde nicht vor April 2000 erfolgen. Der Nato liege noch keine formelle Anfrage der USA zur Entlassung Clarks vor. Shea zufolge liegt die Entscheidung über die Ablösung beim US-Präsidenten.
Clark hat seine Ablösung als „normale Rotation“ bezeichnet. „Wenn die militärische Führung eine solche Entscheidung trifft, dann war sie notwendig. Jeder Soldat muß den Befehlen gehorchen“, sagte der 54jährige vor Journalisten in Litauens Hauptstadt Wilna, wo er sich zu einem Besuch aufhielt.
Hintergrund der Entscheidung sollen Unstimmigkeiten über die Strategie während der Nato-Luftangriffe gegen Jugoslawien sein. Dies wird jedoch von Clark selbst und auch vom Pentagon bestritten. Clark hatte sich bereits vor der Eskalation des Konflikts für ein härteres Vorgehen gegen den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloševic ausgesprochen.
Während der Luftangriffe der Nato soll Clark wiederholt mehr Flugzeuge und einen intensiveren Feldzug verlangt haben. Er drängte das widerstrebende Pentagon außerdem, den Einsatz von Bodentruppen planen zu können, falls die Luftangriffe der Nato die serbischen Verbände nicht aus dem Kosovo vertreiben könnten.
Die Washington Post berichtete, Clarks Nachfolger solle US-Vize-Generalstabschef und Luftwaffengeneral Joseph W. Ralston werden. US-Verteidigungsminister William Cohen schätze Ralston besonders. Die hoch angesehene Aufgabe des Nato-Oberkommandierenden in Europa sei das einzige gewesen, was Ralston „in Uniform hält“. Der General habe vorgehabt, im März in den Ruhestand zu gehen. Ralston hatte sich im vergangenen Sommer um den Posten des US-Generalstabschefs beworben. Wegen Veröffentlichungen über eine alte Liebesaffäre hatte er seine Kandidatur aber zurückgezogen.
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