: Roma und Sinti setzen Zeichen
■ Um der Forderung nach eigenständigem Mahnmal Nachdruck zu verleihen, enthüllte der Zentralrat der Roma und Sinti ein Schild. Rose: Senat hat Standort am Reichstag zugesagt
Um seine Forderung nach einem eigenen Mahnmal zu unterstreichen, hat der Zentralrat der Sinti und Roma gestern ein Hinweisschild südlich des Reichstagsgebäudes aufgestellt. „Hier entsteht das nationale Holocaust-Mahnmal für die im NS-besetzten Europa ermordeten Sinti und Roma“ ist auf dem Schild zu lesen, das der Vorsitzende des Zentralrats, Romani Rose, präsentierte.
Rose begründete die Aufstellung damit, daß das Areal am Reichstag den Sinti und Roma 1994 vom Senat zugesagt worden sei. Rose: „Der Senat sollte es ernst nehmen, daß es verbindliche Zusagen von ehemaligen Senatsmitgliedern gab.“
Dazu, wie ein Mahnmal an dieser Stelle aussehen könnte, wollte Rose nichts sagen. Ein israelischer Künstler habe aber bereits den Auftrag für die Ausarbeitung eines Entwurfs erhalten. Im Hinblick auf den angrenzenden Reichstag werde man bei der Gestaltung „die Topographie des Geländes respektieren“. In der Nazizeit waren etwa 500.000 Sinti und Roma von der SS in Vernichtungslagern ermordet worden.
Mit der Schilderaufstellung kritisierte Rose auch die Aussage des Senatssprechers Eduard Heußen, der erklärt hatte, es gebe keinen Senatsbeschluß zur Errichtung für ein solches Mahnmal an dieser Stelle.
Rose berief sich gestern dagegen auf eine ganze Reihe anderslautender Äußerungen: Bereits im Jahr 1994 hätten der frühere Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) und der damalige Kultursenator Roloff-Momin den Standort am Reichstag selbst vorgeschlagen. Zum Beweis zeigte Rose einen Stadtplan, auf dem Nagel die Wiese eigenhändig markiert habe.
Im gleichen Jahr, erinnte Rose, habe auch die damalige stellvertretende Bürgermeisterin, Christine Bergmann, erklärt, es werde „an der Zusage für den Standort zwischen Reichstag und Brandenburger Tor keine Änderung mehr geben“. Allerdings seien diese Aussagen alle mündlich gemacht worden, sagte der Vorsitzende. „Wir lassen unsere Opfer nicht von einem Platz zum anderen herumschubsen.“
Der rechtspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, schloß sich gestern der Forderung von Rose an: „Das Gedenken“, sagt er „gehört in das Herz der neuen Hauptstadt.“ Gerd Weisskirchen, sozialdemokratischer Bundestagsabgeordneter, erklärte die ablehnende Haltung des Berliner Senats mit den bevorstehenden Wahlen. In Anspielung auf die ablehnende Haltung der CDU sagte er: „Das Thema eignet sich für manche, die Minderheiten für ihre Politik instrumentalisieren wollen.“
Olaf Dimigen
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