: Unterm Strich
Es soll einen Thomas-Bernhard-Film geben, einen „autobiografisch motivierten“, wie es heißt. Als Titel wurde „Der Umweg“ gewählt, was irgendwie amateur-bernhardesk wirkt und als Bernhard-Darsteller hat man Joachim Bissmeier gewinnen können, der dem großen österreichischen Schriftsteller „auffällig ähnlich sieht“, wie die Agenturen heute vermelden. Die niederländische Autorin und Regisseurin Frouke Fokkeman erzählt in dem Film ihre zunächst literarische, dann persönliche Begegnung mit Thomas Bernhard, „die für sie zwar enttäuschend, aber lebensbestimmend wird“. Anfang 2000 soll der Film in die Kinos kommen und man hat irgendwie das Gefühl, Thomas Bernhard habe in seinem Testament ein Verbot vergessen.
In Österreich ist das Provozieren immer noch leicht. Die neuesten Nachrichten kommen aus dem idyllischen Salzburg, wo die dortige Landesbehörde für Sozial- und Wohlfahrtswesen jetzt gegen das Shakespeare-Projekt „Schlachten“ mit einem Jugendverbot vorgegangen ist. Das zwölfstündige Theaterprojekt, das im Mittelpunkt der diesjährigen Festspiele steht, sei wegen des hohen Anteils an Gewalt- und Nacktszenen für Jugendliche unter 16 Jahren gänzlich ungeeignet, hieß es zur Begründung. Der künstlerische Leiter der Festspiele, Gerard Mortier, und Schauspielchef Frank Baumbauer sehen das jedoch ganz anders. Sie protestierten gegen das Verbot: „Jugendliche sollten anscheinend die Welt nur so sehen, wie man es sich wünscht“, heißt es in einem Protestschreiben der beiden. Die Bühne sei immer ein Ort gewesen, „welcher durch die Schilderung dieser Gewalt und Grausamkeiten flammend für die Versöhnung und den Frieden in der Familie, zwischen den Nachbarn und den Völkern appelliert“, betonten Mortier und Baumbauer. Die Darstellung des Entsetzlichen sollte „der Einsicht dienen, dass sich das so Grausame nicht wiederholen darf“. Die Behörde sieht das anders.
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