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Kuhmist für Castor-Halle

■ Protest gegen Zwischenlager am AKW Lingen – es sei deutlich zu groß

Hannover (taz) – Begleitet von Protesten der AG „Kein Castorlager in Lingen“ hat gestern in der emsländischen Stadt die Auslegung der Antragsunterlagen für das neue Brennelementelager begonnen, das am AKW Emsland nahe Lingen gebaut werden soll. Die zwanzigköpfige AG lud vor dem Lingener Rathaus mit Forken eine Fuhre dampfenden Mistes ab und protestierte mit Transparenten wie „Hier wird Mist gebaut“ und „Kein Castorlager in Lingen“ gegen das geplante Zwischenlager.

Denn ihrer Meinung nach passt es nur scheinbar in das neue Regierungskonzept der dezentralen Atommüllagerung direkt an den AKW-Standorten. „Mit guten Gründen befürchten wir, dass bei uns ein neues zentrales Zwischenlager entstehen soll“, sagte gestern der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, Michael Friedrich. Die Zwischenlagerhalle soll nach den Plänen der Vereinigten Elektrizitätswerke (VEW), die das AKW Lingen betreiben, mit einer Länge von 110, einer Breite von 30 und einer Höhe von 20 Metern genau halb so groß werden wie das Gorlebener Zwischenlager. Beantragt wurde für die Castor-Halle eine Genehmigung zur Aufbewahrung von 1.500 Tonnen hochradioaktivem Schwermetall, was genau der ursprünglich im Jahre 1983 für das Zwischenlager Gorleben genehmigten Menge entspricht.

Die AG gegen die Castor-Halle hat denn auch ausgerechnet, dass das AKW Lingen noch 57 Jahre am Netz bleiben müsste, um das Abklingbecken des AKW und die neue Halle mit abgebrannten Brennelementen zu füllen. „Das stellt selbst noch den Scheinausstieg des Bundeswirtschaftsministers in 35 Jahren in Frage“, sagte AG-Sprecher Friedrich. Den Lingener AKW-Gegnern wurde gestern das Kopieren der erstmals öffentlich ausliegenden Antragsunterlagen verboten. Bisher wurde nur am AKW Lingen ein standortnahes Castor-Lager beantragt.

Jürgen Voges

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