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Große Firmen sollen knappe Kassen auffüllen

■ 35 Frauenprojekte wollen sich zukünftig von Unternehmen sponsern lassen

Auf großflächigen Plakaten, die überall auf U-Bahnhöfen und Plakatwänden hängen, werben junge Frauen im modernen Outfit für bessere Ausbildungschancen von Mädchen. Darunter prangt in fetten Lettern: Gesponsert von „Volkswagen“, wahlweise auch „Kaufhof“ oder „Deutsche Bank“. Bisher gibt es solche Plakate noch nicht. Ein Zusammenschluss von 35 Frauenprojekten will das jetzt ändern.

„Wir wollen in enger Kooperation mit der Wirtschaft gesellschafts- und wirtschaftspolitische Interessen von Frauen durchsetzen“, erklärt Karin Pfluger von Goldnetz e.V. das Konzept des „Frauen Sponsoring Verbund“. Da in den vergangenen Jahren die finanzielle Unterstützung der Frauenprojekte aufgrund von Kürzungen von Senat und Bezirken immer dünner geworden ist, müsse man jetzt zu anderen Mitteln greifen – dem Sozialsponsoring.

Unternehmen, so die Vorstellung des Verbunds, sollten Gelder für vielfältige frauenpolitische Belange bereitstellen. Das kann eine öffentliche Kampagne sein, oder auch ein bestimmtes Produkt, wie eine CD-Rom, die speziell für Mädchen entwickelt worden ist, die etwas über das Internet lernen wollen.

Als Gegenleistung erscheint dafür das Firmen-Logo auf dem Produkt. Zusätzlich kann das Unternehmen „Frauenfreundlichkeit“ demonstrieren, indem es das knallrote Logo „Fair Play“ erwirbt. „Fair Play“ steht für Chancengleicheit von Frauen in der Gesellschaft und soll laut Pfluger ähnlich funktionieren wie das schon in der Lebensmittelindustrie verwendete Gütesiegel für faire Produktionsbedingungen.

„Es geht aber nicht darum, langfristig die öffentliche Förderung aus ihrer Verantwortung zu entlassen“, betont Pfluger, „sondern zusätzliche Mittel zu akquirieren.“ 1999 werden von der Senatsverwaltung für Arbeit und Frauen für rund 100 Frauenprojekte 23 Millonen Mark ausgegeben. Vier Millionen kommen aus Töpfen der Europäischen Union. Ingesamt gibt es in Berlin rund 300 frauenspezifische Projekte, die sich neben Geldern der Senatsverwaltung auch aus Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder Fortbildungskursen finanzieren.

Weg von der „Jammerschiene“ wollen die Projekte, sagt Pfluger. An das Sponsoring wagten sich jedoch bisher nur wenige. Eines der seltenen Beispiele: Vor rund zwei Jahren wurden 20.000 kostenlose Postkarten von Eis-Hennig gedruckt, die für das Autonome Mädchenhaus warben und Telefonnummer sowie Spendenkonto angaben

„Eigentlich kann jedes Unternehmen, außer sexistischen und rechtsradikalen Firmen, Sponsor-Partner werden“, sagte Pfluger. Darauf hatten sich die Frauenprojekte, unter anderem Wildwasser, die Begine, EWA und die Lesbenberatung bei der Gründung des Verbundes geeinigt. Der politische Grundkonsens, für den die Sponsoren eintreten sollen, ist wohl deshalb auch nicht besonders provokativ: Der Artikel 3 des Grundgesetzes – „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ – soll endlich umgesetzt werden.

Um in der Öffentlichkeit bekannt zu werden, hat der Frauen Sponsoring Verband bereits zahlreiche prominente UnterstützerInnen gefunden, zum Beispiel die Journalistin Sabine Christiansen, die Schauspielerin Ulrike Folkerts oder die Schriftstellerin Freya Klier. Julia Naumann ‚/B‘ Der Frauen Sponsoring Verbund e. V. ist in der Dircksenstraße 47 in 10178 Berlin zu erreichen (Fax: 44 05 76 64)

Jedes Unternehmen, außer sexistischen und rechtsradikalen Firmen, kann künftig Sponsor-Partner werden

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