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300.000 Jobs im Monat

■ Die Löhne in den USA steigen, neue gesellschaftliche Gruppen profitieren

Berlin (taz) – Der Aufschwung in den USA dauert und dauert. Nach den neuesten Zahlen des dortigen Arbeitsministeriums vom Freitag gab es im Juli 310.000 Arbeitsplätze mehr als im gleichen Monat des Vorjahres.

Die Arbeitslosigkeit blieb bei 4,3 Prozent. Das ist eine Größe, die laut der herrschenden Meinung in den Staaten nur noch minimal unterschritten werden kann. In den meisten Ballungsgebieten liegt die Quote bereits weit unter 4 Prozent. Im Schnitt schuf die US-Wirtschaft in den vergangenen 12 Monaten 154.000 neue Arbeitsplätze in vier Wochen.

Solch ein wachsendes Jobwunder beunruhigt die Börsianer, denn dann können die Arbeiter höhere Löhne verlangen, was im Prinzip die Gewinne der Unternehmen beieinträchtigt, so das schlichte Kalkül der Analysten. Und prompt berichtete das Arbeitsministerium für den Juli denn auch von einem Anstieg des durchschnittlichen Stundenlohns um 3,8 Prozent auf 13,29 Dollar (24,19 Mark).

Die Produktivität – also der Output pro Arbeitsstunde – wuchs wie in den USA nun schon üblich wesentlich geringer als die Löhne: Sie stieg im zweiten Vierteljahr 1999 um 1,8 Prozent. Das trieb den Dow-Jones-Aktienindex kurzfristig nach unten. Denn bei einem derartigen Anstieg der Löhne zieht früher oder später auch die Inflation an. Und das setzt die alte Spirale in Gang: Zentralbankchef Alan Greenspan wird zur Bekämpfung der Inflation die Kredite über höhere Zinsen verteuern. Das wiederum macht Aktien im Verhältnis zu Staatsanleihen unattraktiver, die Kurse fallen.

Die Sorgen der Wall-Street-Broker dürften jedoch denjenigen ziemlich egal sein, die die neuen Jobs kriegen. Nach einem Bericht der New York Times vom Mai dieses Jahres sind das beispielsweise auch junge schwarze Männer. Ihre Arbeitslosenquote sank in den letzten Jahren zum ersten Mal seit dem Vietnamkrieg nennenswert – und zwar auf 17 Prozent. Damit ist sie allerdings immer noch mehr als zweimal so hoch wie bei jungen weißen Männern. Laut einer Studie der Harvard University und des College of William and St. Mary stieg jedoch auch der Lohn und fiel die Kriminalitätsrate bei den 16- bis 24-jährigen Schwarzen mit schlechter Schulausbildung.

Neue Stellen wurden in den verschiedensten Bereichen geschaffen. Den stärksten Anstieg gab es bei Zeitarbeitsfirmen. Restaurants und Computerfirmen haben laut Statistik ebenfalls gut zugelegt. Und selbst in der eigentlich vom Stellenabbau gezeichneten industriellen Produktion stieg die Zahl der Arbeitenden um 31.000.

Reiner Metzger

Kommenar Seite 12

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