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Menschenrechte hin, Menschenrechte her

betr.: „Allzu bequeme Abgrenzungen“ (Ethnisch motivierter Hass existiert nicht nur auf dem Balkan), taz vom 7./8. 8. 99

[...] Antikriegshaltung und Ablehnung der Nato-Aktion als Zeichen des Wohlwollens gegenüber nationalistischem Extremismus und totalitären Politikformen?

Ich glaube nicht, dass Herr Rathfelder bei solchen Sätzen lange nachgedacht hat, sonst wäre ihm aufgefallen, dass sich das vormals multiethnische Jugoslawien erst dann zu zerfleischen begann, als ein so hochgeschätzter „liberaler“ Politiker wie Herr Genscher den dortigen nationalen Unabhängigkeitsideologen zur internationalen Anerkennung verhalf. Aber warum über verschüttete Milch jammern? Ist nicht die Nato endlich angetreten, um wenigstens das multiethnische Kosovo zu retten? Nun, ich warte noch auf die Kommentare und weitere poltische Ermahnungen, wenn demnächst die ersten internationalen „Friedensstifter“ (Soldat wie Polizist) ihre Rückreise aus dem Kosovo im Sarg antreten werden, weil sie sich all zu ehrgeizig dem Anspruch der UÇK auf „Unabhängigkeit“ des Kosovo widersetzt oder gar auf dem individuellen Schutz der (noch) multiethnischen Bevölkerung in der Provinz bestanden haben. Wird Herr Rathfelder dann noch mehr Soldaten für den Kosovo fordern oder vielleicht doch noch mal bei den „unpolitischen“ Antikriegern um Rat nachsuchen?

Und wie lange wird es dauern, bis die Redaktion der taz zu der Einsicht zurückfindet, dass Militärstrategen wie Wesley Clark bei der Kriegführung sich um die „menschenrechtsorientierte Öffentlichkeit“ nur so lange kümmern, als ihnen dies aus Gründen der political correctness geboten erscheint. Doch zu Genschers Zeiten wie auch heute ist das eigentliche Anliegen der Nato-Doktrin das containment des unberechenbaren russischen Bären – Menschenrechte hin, Menschenrechte her! Günter Hartmann, Freiburg

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