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■ Kritiker der ElcheAdorno in der FSK-Freibaduniversität

Heute abend: Adorno in der FSK-Freibaduniversität. Mit jedem Jubiläum wird die Aufmerksamkeit geringer: Am vergangenen Freitag jährte sich zum dreißigsten Mal der Tod Theodor W. Adornos. In der Vergangenheit allerdings, vor Dekonstruktion und Systemtheorie, war der vielleicht bedeutendste deutsche Philosoph und Soziologe dieses Jahrhunderts, Kunst- und Musiktheoretiker und nicht zuletzt Komponist, den Feuilletons doch noch die eine oder andere Würdigung wert – je nach Veröffentlichungspolitik seiner Verleger. Durch seine Archäologen wurde Adorno so immer wieder Thema, zuletzt noch einmal vor zwei Jahren, als parallel zu diversen nachgelassenen Schriften schließlich auch eine Taschenbuch-Gesamtausgabe erschien.

Die FSK-Freibaduniversität, das Zehnmeterbrett unter den Zugängen zur Kritischen Theorie, nimmt Todestag und Gesamtwerk zum Anlass für eine Sendung am heutigen Nachmittag. Dabei will sich Autor Roger Behrens nicht in erster Linie an Spezialisten wenden. Vielmehr soll eine einführende Werkschau und Biografie Adornos dessen Zentralbegriffe klären. Nach „Nichtidentischem“ und Minima Moralia geht es dann in einer eingehenderen Betrachtung um die unlängst erstmals erschienenen Vorlesungen zur Metaphysik.

Nicht von ungefähr: „Adornos Denken war, –solidarisch mit Metaphysik im Augenblick ihres Sturzes–. Auch das war Teil seiner Tragik“, hieß es vor fünf Jahren in einem Adorno-Nachruf. Behrens bemerkt seinerseits: „Ich habe zunehmend den Eindruck, dass Adorno nur noch so relevant ist: als letzter Metaphysiker.“ Seien auch seine mitunter konservative Kulturkritik oder seine Sozialphilosophie von Neuerem übertönt, bleibt Adornos Auseinandersetzung mit der Chiffre „Auschwitz“ doch bis auf weiteres unerreicht.

Alexander Diehl

Solidarität mit dem Unverfügbaren – Theodor W. Adornos Gesamtausgabe und ihre Metaphysik, ein Porträt zum 30. Todestag des Philosophen. heute, 16 - 17.00 Uhr, FSK 93,0 (101,4) Mhz

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