: Querspalte
■ Zu Unrecht verbannt
Obwohl das „ß“ im Gegensatz zu anderen Buchstaben immer für einen einzigen Laut stand, hat man sich entschieden, es in die Verbannung zu schicken. Einem unausgesprochenen Laut wie dem „h“ dagegen wird weiterhin die Ehre eines Ministers ohne Fachbereich zuteil. Und auch das „tsch“, in dem sich vier Buchstaben an einem einzigen Laut festhalten, ja festgebissen haben, darf seinen Stammplatz in der Mannschaft behalten.
Trotz Rechtschreibreform werden also tausende Sekretärinnen und Millionen von Computerbenutzern weiterhin für einen einzigen Laut vier Buchstaben zu tippen müssen. Das ist nicht nur ein Skandal – nein, schlimmer, das ist Sabotage gegen die Effizienz der Produktivität beziehungsweise gegen die Wirtschaft! Und bevor deren Lobbyisten diese Entwicklung bemerken, sollten sich die Verantwortlichen gut überlegen, ob sie die Rechtschreibreform nicht doch zurücknehmen oder zumindest noch mal reformieren wollen. Ohnehin ist schon bis heute vieles, was vor der Wahl versprochen wurde, zurückgenommen und durch Neues ersetzt worden. Oder spielen die vielen zu viel gedruckten Buchstaben und der zusätzliche Verschleiß an Material, Menschen, Tinte und Toner keine Rolle?
Zumal es einfach einfacher ginge. Hier mein Gegenvorschlag: Das Grundprinzip der Reform wird „ein Laut für einen Buchstaben“. Ab sofort wird somit etwa das „tsch“ mit einem einzigen Buchstaben „c“ geschrieben, das „eu“ wird durch ein „oj“ ersetzt und so weiter. Folglich wird „Deutschland“ in Zukunft nicht mehr so, sondern „Dojcland“ geschrieben. Dem selben Prinzip folgend wird „euch“ zu „ojh“, „ich“ zu „ih“ und so weiter, ganz im Sinne von Herrn Minister Eichel.
Alles verstanden? Wenn nicht, dann könnt ihr „Deutschland“ ja auch „Dojßland“ schreiben – es wird ohnehin am Anfang nicht bewertet. Dusan Nonkovic
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