piwik no script img

Gegen die Schleifung

■ Gewerkschaften und Kirchen wollen für den freien Sonntag kämpfen

„Wir wollen verhindern, dass sich die Bundesländer wechselseitig aufeinander berufen“, erläutert Peter Deutschland, Landesvorsitzender Nord des Deutschen Gewerkschaftsbundes. In Hamburg trafen sich dazu gestern VetreterInnen der Gewerkschaften und Kirchen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, um eine gemeinsame „Abwehr des Angriffs auf den arbeitsfreien Sonntag“ zu diskutieren.

„Das wichtigste Argument für den freien Sonntag ist, dass die Menschen einen gemeinsamen Tag der Ruhe brauchen“, betont Margret Mönig-Raane, Vorsitzende der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen. Auch der Schweriner Weihbischof Norbert Werbs fordert Zeit zur Besinnung – wobei er es am liebsten sähe, wenn diese Zeit Gott gewidmet würde. Es sei „verderblich“, so Werbs, dass in der aktuellen Debatte um die „Schleifung des Sonntages“ nur noch ökonomische Argumente gehört würden.

Der Bischof kritisierte insbesondere die in Mecklenburg-Vorpommern geltende Bäderverordnung, die in 143 Orten Sonntagsöffnungen gestattet und einen „Dominoeffekt“ auslöse. Das Bündnis fordert, dass auch bestehende Ausnahmegenehmigungen, etwa für Brauereien und Eishersteller, auf einen „strengen Prüfstand“ sollten. In Mecklenburg-Vorpommern haben Inhaber kleiner Läden und VerkäuferInnen mit Unterstützung der Kirche Mitte Juli Klage gegen die Bäderverordnung eingereicht.

Doch nicht nur in den Geschäften, auch in Banken würde zunehmend sonntags gearbeitet, kritisiert Mönig-Raane, vor allem im internationalen Zahlungsverkehr. Um hier ein Ausspielen der Staaten gegeneinander zu verhindern, sei eine Koordination der Gewerkschaften auf internationaler Ebene erforderlich: „Bei der Harmonisierung der Sozialbedingungen gehört für uns der freie Sonntag zwingend dazu.“

Regional wollen Kirchen und Gewerkschaften zukünftig auch mit anderen Gruppen zusammenarbeiten, die ein Interesse am freien Sonntag haben, wie etwa Sportverbände. „Es sind noch nicht alle im Boot“, sagt Deutschland. Ein nächstes Treffen ist für Mitte September in Kiel geplant. hedi

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen