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Bezichtigung

Über den Wolken ist die Verständigung grenzenlos; alle Missverständnisse bleiben darunter – denn alle Piloten sprechen Englisch. Die Frage ist nur, wie? In Indien zum Beispiel führten 1996 Sprechversuche eines Hindi-Controllers, eines kasachischen und eines arabischen Piloten zum Absturz: 349 Tote.

Von den 37 großen Flugzeugkatastrophen seit 1996 wurden mindestens 13 durch Sprachprobleme verursacht. Das meint jedenfalls Kent Jones, Ingenieur der US-Marine. Er kämpft gegen das Angelsächsische in der Luft, seit 1995 ein Freund starb, weil ein Controller in Kolumbien keine englische Frage formulieren konnte.

Anders als viele meinen, ist Englisch keine einfache Sprache. Schreibweise und Aussprache haben wenig miteinander zu tun. Wer Englisch lernt, kann von einer Rechtschreibreform nur träumen. Massive Ausspracheprobleme, willkürliche Betonung der Silben und mehr als 150 unregelmäßige Verben machen selbst gestandenen Fliegern zu schaffen. Ein chinesischer Pilot etwa verstand nicht, dass er sich der Erde näherte – seine letzten Worte: „Was bedeutet ,pull up‘ ?“

Piloten, die den Tower nicht verstehen, können nur raten, was sie tun sollen. Die US-Regierung möchte deshalb ein Sprachexamen für alle Piloten – und so Englisch zum universalen Standard machen.

Zumindest auf deutscher Scholle hat der angloamerikanische Sprachimperialismus aber noch nicht gewonnen. Lufthansa-Ingenieur Peter Vogelsang kämpft weiter für sein Recht, mit Bodenpersonal Deutsch zu sprechen. Die erste Prozessrunde hat er verloren, jetzt aber legt er Berufung ein. Unterstützt wird sein Krieg gegen „das pseudokosmopolitische Imponiergefasel vieler Lufthansa-Offizieller“ vom Verein zur Wahrung der Deutschen Sprache.

Wenn die Klage Erfolg hat – werden dann Swissair-Piloten versuchen, mit sächsischen Technikern Deutsch zu sprechen? Wird man sich noch auf den Fluchhafen Hamburg trauen können? Für Kent Jones sieht die Lösung sowieso ganz anders aus: Flieger sollen nicht Englisch, nicht Deutsch lernen – sondern das „einfache und eindeutige“ Esperanto! Roger? ME

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