: Alle Dioxinfette zu Biosprit verwandeln, und schon wird alles sauber und rein
■ Lösungsvorschlag für die Entsorgung von alten Ölen und Fetten: Ab damit in den Biomasse-Reaktor, meinen die Österreicher
Freiburg (taz) – Nach den Skandalen um dioxinverseuchte Futtermittel haben die Schweiz und Luxemburg den Zusatz von Altfetten und Altölen im Tierfutter bereits verboten. Ähnliche Bestrebungen sind auch auf EU-Ebene im Gange. Doch wie will man die alten Fette künftig entsorgen? Der Österreichische Biomasse-Verband und das Österreichische Biotreibstoff Institut schlagen nun vor, aus den Substanzen Biodiesel herzustellen.
„Aus Altölen und Altfetten niedrigster Qualität lässt sich Biodiesel herstellen, der sämtliche Qualitätsstandards erfüllt“, sagt Werner Körbitz vom Österreichischen Biotreibstoff Institut in Wien. Damit biete man einen neuen Entsorgungsweg, wenn künftig in der EU die Zumischung von Altfetten und Altölen zu Futtermitteln verboten werde. Auch die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (Ufop) in Bonn, sieht in diesem Vorschlag einen „interessanten Entsorgungsweg“, der weiter untersucht werden müsse. Mit einer Bewertung hält sich Ufop-Sprecher Dieter Bockey aber noch zurück. Die Gefahr, dass auf diese Weise dioxinverseuchter Biodiesel auf den Markt kommen kann, ist nach Körbitz' Angaben nicht gegeben. Denn anders als in der Tierfutterbranche, wo die Kontrollen gering sind und kontaminierte Chargen oft bedenkenlos untergemischt werden, werde verseuchte Ware von den Biodiesel-Herstellern sofort entdeckt und ausgesondert: „Die Qualitätskontrolle in der Warenannahme ist hier viel rigoroser als auf dem Tierfuttermarkt.“ Denn die Biodiesel-Hersteller seien darauf angewiesen, das Vertrauen der Motorenhersteller zu gewinnen – und diese seien „sehr penible Leute“. So habe man sich die Freigaben, wie sie etwa Mercedes und VW erteilt hätten, hart erarbeiten müssen. Schlechte Qualität könnten sich die Biodiesel-Produzenten daher nicht erlauben.
Den Grund dafür, dass bei der Herstellung von Tierfutter so wenig kontrolliert werde, sieht Körbitz in der Geschichte: „Früher hat man die Abfälle in eine Tonne geworfen und dann unkontrolliert verfüttert – das geschieht heute noch ähnlich.“
Auch aus einem technischen Grund sei die Entsorgung von Altfetten mittels Biodiesel besser als die Verfütterung: Mögliche Kontaminationen würden bei der chemischen Umwandlung des Öls (dieses wird umgeestert) abgesondert, sagt Körbitz. Denn wenn aus den Ölen der für Motoren nutzbare Methylester erzeugt wird, fällt zugleich Glyzerin an. Die unerwünschten Begleitstoffe – wie unter Umständen Dioxine – seien dann allesamt im Glyzerin enthalten und könnten mit diesem angemessen entsorgt werden.
Die ersten Unternehmen lieferten ihre alten Fette bereits zur Erzeugung von Biodiesel ab: die österreichischen McDonald's-Filialen. Bernward Janzing
„Die Qualitätskontrolle in der Warenannahme ist beim Biodiesel viel rigoroser als auf dem Tierfuttermarkt.“
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