■ Ost.West.Blick.
: Zehn Jahre Mauerfall

Zehn Jahre wird es am 9. November her sein, dass nicht nur die Berliner Mauer fiel, sondern auch das Schicksal der DDR besiegelt wurde – und, das wird mehr und mehr deutlich, auch das der alten Bundesrepublik. Zehn Jahre Mauerfall ist daher auch Anlass, nicht nur an die Vergangenheit zu erinnern, sondern auch auf die Gegenwart und in die Zukunft zu blicken.

Die taz berichtet montags und donnerstags über Berlin im Jahre 10 nach dem Mauerfall. Wir spüren die neuen Mauern in der „Grenzstadt Berlin“ auf, sprechen mit den Kindern, die im August 1989 in der Ständigen Vertretung waren, oder fragen nach der Aktualität der Ost-West-Unterschiede. Heute setzen wir die Foto-Rubrik „Ost.West.Blick.“ fort.

In dieser Rubrik treten zwei Fotografen, einer aus Ostberlin, der andere aus dem Westteil, in einen Dialog miteinander. Vorige Woche begannen wir mit Rolf Zöllner aus Chemnitz, heute geht es mit Paul Langrock weiter. Langrock wurde 1954 in Süchteln am Niederrhein geboren. 1967 kam er nach Westberlin und studierte später Psychologie an der Freien Universität. Er brachte sich das Fotografieren selbst bei und veröffentlichte erstmals 1982 in der taz. Seit 1985 arbeitet er als freier Fotograf, seine Bilder wurden seitdem neben der taz auch im Spiegel und Stern, in Focus und im Greenpeace Magazin abgedruckt. 1987 war er Mitbegründer der Bildagentur Zenit.

Außerdem äußert sich der Schriftsteller Richard Pietraß heute zum Thema „Ostsprache“. Pietraß lebt im Ostberliner Stadtteil Marzahn und arbeitet in Prenzlauer Berg. Er ist verwitwet und hat drei Kinder. Der Sachse kam 1968 mit 22 Jahren nach Berlin und studierte Psychologie. 1975 fing er im Verlag Neues Leben als Lyriklektor an. 1979 wurde er in den Nachwehen der Biermann-Ausbürgerung aus politischen Gründen entlassen. Seitdem arbeitet er als Freiberufler. 1980 veröffentlichte Pietraß den Lyrikband „Notausgang“, 1982 „Freiheitsmuseum“, und 1987 folgte „Spielball“. Vor kurzem erschien in der Mariannenpresse das Buch „Grenzfriedhof“, das sich in Gedichtform mit der Berliner Mauer auseinandersetzt. Pietraß, dem schon mehrere Literaturpreise verliehen wurden, wird im Oktober den Wilhelm-Müller-Preis des Landes Sachsen-Anhalt bekommen.