piwik no script img

13 Jahre Haft für Umweltsünder

■ Höchste Strafe in den USA für ein Ökodelikt

Washington (taz) – In Tampa, im Bundesstaat Florida, wurde ein Mann zur höchstmöglichen und bisher höchsten Strafe wegen Umweltverschmutzung verurteilt. Gary Benkowitz, ein kleiner zwielichtiger Krauter, der auch den Namen Gary Blake benutzt, betrieb die Firma Bay Drum and Steel Inc (man achte auf die Nähe zum bekannten Parfüm „Bay Rum“), die für die Chemieindustrie Stahlfässer reinigte, aufarbeitete und wieder verkaufte. Im Laufe von zehn Jahren hatte er 10 Millionen Liter verseuchtes Wasser und 12.000 Kilo chemische Schlämme teils in die McKay-Bucht geleitet und teils in das städtische Abwassersystem, das die enthaltenen Schwermetalle nicht herausfiltern kann.

Klage führte die Bundesumweltbehörde EPA, die argumentierte, dass es legale Verfahren gibt, solche Fässer zu reinigen, Benkowitz dazu aber weder die Ausrüstung noch die erforderlichen Genehmigungen gehabt habe. Benkowitz hat verschiedene Vorstrafen wegen unerlaubter Beseitigung von Giftmüll. Einmal schleuste er hochexplosive Chemieabfälle in eine Giftmüllverbrennungsanlage, indem er einen städtischen Müllkutscher dazu brachte, die Abfälle in seinem Müllwagen zu befördern.

Vor dem Richter beteuerte Benkowitz, aus dem Giftmüllgeschäft ausgestiegen zu sein. Doch ein Angestellter bekundete, dass er gerade eine neue Firma in einem Lagerschuppen aufgemacht habe. Auf die Frage nach der Art des von Benkowitz betriebenen Geschäfts antwortete der, dass er Fässer für die Saftfirma Tropicana reinige.

„Dies ist nicht der größte Umweltverschmutzer der Chemieindustrie, den wir je angeklagt haben“, erklärte Bundesstaatsanwalt Teri Donaldson dem Richter, „aber eigentlich ist er schlimmer. Er ist derjenige, der bei den großen Industrien den illegalen ekligen Dreck abholt und verbringt.“ Ermittler begannen sich 1995 für Benkowitz zu interessieren, als bei einem seiner ehemaligen Arbeiter ein schwerer Nierenschaden diagnostiziert wurde und das FBI von diesem Verdacht unterrichtete. Der Arbeiter starb 1995. Benkowitz' Anwalt gab zu, dass sein Mandant gegen das Gesetz verstoßen habe, beharrte aber darauf, dass ein Schaden für Mensch und Umwelt nicht nachgewiesen worden sei. Benkowitz selbst bat um Milde, weil seine Frau geisteskrank und seine Tochter schwer krank sei. Außerdem sei er pleite. Sein Buchhalter aber bekundete, dass bei einem Kassensturz der Firma eine Million Dollar fehlten.

In Deutschland steht auf Gewässerverunreinigung eine Höchststrafe von fünf Jahren. Nur in besonders schweren Fällen können auch zehn Jahre Haft verhängt werden. Peter Tautfest

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen