: Stimmen vom Stillen Örtchen
■ Porträts aus Hamburger Toiletten. Teil 7: Ganim Adel (53 Jahre) Von Hendrik Doose
Die Fotos, auf denen seine Kollegen in ihrem Arbeitsumfeld zu sehen sind, betrachtet Ganim Adel mit konzentrierter Aufmerksamkeit. Fachkundig kommentiert er Größe und Ausstattung der verschiedenen Toiletten und mit dem Ausdruck entspannter Genugtuung lehnt er sich schließlich in seinen großen schwarzen Ledersessel zurück. Ganim Adel, der seine Arbeit bei der HVR (Hamburger Verkehrs Reinigungsgesellschaft) mit dem Fegen von Bahnsteigen und dem Leeren von Mülleimern begann, wurde einmal mehr in seiner Gewissheit bestätigt, in einem der modernsten und bestausgestattetsten öffentlichen Klos Hamburgs zu arbeiten.
Die große übersichtliche Anlage am ZOB (Zentraler Omnibus Bahnhof) in der Nähe des Hauptbahnhofs ist kameraüberwacht und wird von Uniformierten eines privaten Security-Service betreut. Manchmal, wenn sein Dienst am frühen Morgen um Viertel vor fünf beginnt, es noch dunkel und die WC-Anlage menschenleer ist, gibt ihm der rote Gummiknüppel, der in einer Ecke des geräumigen Büros an der Wand lehnt, ein Stückchen Sicherheit. „Toi toi toi“, sagt Adel, richtige Probleme habe er hier kaum. Nur einmal, als er bei einer Schlägerei schlichten wollte, sei er am Auge getroffen worden. Er habe zwar stark geblutet, aber die Wunde hätte ambulant behandelt werden können.
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