Kommentar: Warum nachtreten?
■ Landkreis Leer behindert Pflege
Kriegsmeldungen sind Horrormeldungen. Egal welche Ursachen ein Krieg hat, eine Kugel ist eine Kugel und reißt ein Loch in jeden Leib. Deswegen ist Kriegselend ein Leid, das alle rührt.
Aber es ist etwas anderes, still vor dem Fernseher über die Fratze des Krieges zu erschüttern oder direkt mit Kriegsfolgen konfrontiert zu werden. Im Gegensatz zu den Ausländerbehörden in Baden-Württemberg scheinen nämlich Reflexe der Menschlichkeit in entsprechenden Leeraner Amtsstuben nicht zu funktionieren.
Wäre der Fall der Familie Murati, alten, kranken Kriegsflüchtlingen aus dem Kosovo, denen die Leeraner eine angemessene Krankenpflege verweigerten, ein Einzelfall, wäre er einfach nur traurig. Aber dies ist in wenigen Wochen schon der zweite Fall, der aus Leer öffentlich wird. Obwohl Unterstützer und die örtliche evangelische Kirchenleitung einer kurdischen Familie die freiwillige Ausreise nach Kanada ermöglichen wollten, schob die Ausländerbehörde den Mann in die Türkei ab, verschwanden Frau und drei kleine Kinder im Untergrund. Und das alles, damit Recht gesprochen wird?
Ob man in den Stuben einer Ausländerbehörde Mitleid erwarten darf, mag dahingestellt bleiben. Menschen, denen das Wasser bis zum Hals steht, auch noch nachzutreten – das hat mit der Anwendung demokratischen Rechtes allerdings nicht mehr viel zu tun.
Thomas Schumacher
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