: Straße mit Bordsteinkante
■ Bremer Verkehrsexperten bauten Abbiegerspur als heimliche „Sackgasse“ / Sie führt direkt auf den Bordstein / Und schon knallte es an ebenjener Stelle (siehe unten)
Schilda ist ein berühmter Ort, manchmal liegt er näher, als man denkt. Die Straße „Außer der Schleifmühle“ ist im Rahmen des Umbaues am Bahnhofsplatz auch neu gemacht worden, jedenfalls im Kreuzungsbereich Rembertistraße/An der Weide. Drei Fahrspuren stehen da zur Verfügung, keine Frage, die Straße dient als Durchgangsstraße Richtung Bahnhof. Wer auf der rechten Seite in die Parkallee einbiegen will, ist gut raus. Wer auf der linken Fahrspur daherkommt, hat vorn an der Kreuzung ein Problem: Er findet zwar keine „Schilda“, aber einen großen, weißen Abbieger-Pfeil auf der Straße vor, der ihn in seinem Schwung zu bestätigen geeignet ist. Nur: Die eigens eingerichtete Linksabbieger-Spur endet fünf Meter hinter dem weißen Pfeil an einer schönen neuen Bordstein-Kante, die, zwei Meter quer, die gesamte Fahrbahn wie vor einer Mauer enden läßt. Die Bordstein-“Mauer“ ist nur acht Zentimeter hoch, das kann Bumsti! von Vorteil sein, hat aber auch den Nachteil, daß man sie zunächst überhaupt nicht sieht.
Wie der Fahrer des Lastwagens von der Recycling-Börse, den unser Bild einen Moment später zeigt: Er wollte offenbar der Bordsteinkante, die die Linksabbieger-Spur jäh enden läßt, noch schnell ausweichen und guckte nicht ganz so schnell nach hinten und Bumsti!
Als ob wir es geahnt hätten! Am Freitag vergangener Woche hatten wir bei dem für den guten Verkehrsfluß zuständigen Bauressort angefragt, welcher tiefere Sinn hinter der Linksabbieger-Spur mit Bordsteinkante liege. Was haben sich die Planer gedacht, was die Steinsetzer, die hinter der Bordsteinkante das kleinteilige Pflaster in den Sand geklopft haben und vielleicht gefragt haben, wo denn die Linksabbiegerspur weitergehen soll, wenn nicht über / (oder unter??) ihrem Pflaster.
„Das waren wahrscheinlich die, die Karl Carstens zweimal mit „K“ geschrieben haben“, war die Auskunft beim Bauressort. Aufgrund der taz-Nachfrage wurde dann noch am Freitag der Pfeil, der die dritte Spur eindeutig als Linksabbieger-Spur ausweist, übertüncht und eine lange weiße Linie zwischen normaler Fahrspur und Linksabbieger-Spur gezogen. Aber eine normale Fahrspur, die im Nichts an der Bordsteinkante endet, blieb es doch, jedenfalls für den Fahrer des Recycling-LKW, der Bumsti! ausgerechnet in dem Moment am Montag Mittag, als der taz-Fotograf vor Ort eintraf, den Nachweis lieferte. K.W.
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