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Gefährliche Korsagen

■ Roger Kumble hat de Laclos' „Gefährliche Liebschaften“ nach Manhattan verlegt. Aber haben New Yorker überhaupt Sex?

Die sehen vielleicht alle gut aus in diesem Film! Tolle Kostüme, glänzende Haare, superschicke Autos und Sonnenbrillen – und alle zeigen eine wirklich fabelhafte Figur vor.

Regisseur Roger Kumble hat Choderlos de Laclos' „Gefährliche Liebschaften“ vom 18. Jahrhundert ins New Yorker High-Society-Milieu der neunziger Jahre verlegt. Die scharfsinnige Marquise de Merteuil und ihr böser Engel Sebastian Valmont sind hier snobistische High-School-Schüler. Ihr Opfer, die tugendhafte Madame de Tourvel, ist eine neue Schülerin, die sich in einem Zeitungsartikel als Jungfrau geoutet hat und darauf besteht, dass Sex erst nach der Hochzeit wünschenswert sei.

Das ist so weit alles ganz plausibel. Wenn sie nur nicht alle so jung wären! Sarah Michelle Gellar gibt sich alle Mühe, die Merteuil in ein verführerisches Biest zu verwandeln. Sie räkelt sich auf dem Bett, trägt „aufreizende“ Korsagen – bisschen bieder vielleicht. Selbst Regisseur Kumble hat gemerkt, dass das Versprechen auf eine Liebesnacht einen modernen Sebastian kaum in Wallung versetzen kann. So muss Madame noch eins draufsetzen: „Du darfst ihn überall reinstecken.“ Der Zuschauer betrachtet jedoch ihr exquisites Outfit und denkt an Jacqueline Kennedy: „Ich mag keinen Sex. Dabei zerknittert mein Kostüm.“

Immerhin: Madame de Tourvel muss heute nicht mehr aus Liebeskummer sterben. Stattdessen okkupiert sie das schicke Cabrio des toten Sebastian. Die Preisgabe ihrer Unschuld hat ihr einen handfesten materiellen Wert eingebracht. Damit kann man sich dann doch wieder anfreunden. see ‚/B‘„Eiskalte Engel“. Regie: Roger Kumble. Mit Sarah Michelle Gellar, Reese Witherspoon u. a., USA 1998, 101 Min.

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