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Die Parade der Kiffer bleibt ohne Feuer

■  Die dritte Hanfparade wurde zur Pleite. Nur 14.000 Teilnehmer zogen am Samstag mit ihren Joints zum Brandenburger Tor. Die Veranstalter werten die Demonstration trotz Teilnehmerschwund als Erfolg

Die Hanfparade hat sich nach nur drei Jahren schon überholt. Statt der erwarteten 100.000 Teilnehmer folgten laut Polizeiangaben gerade mal 14.000 am Samstag dem Aufruf „Legalize it! Für Hanf als Rohstoff, Medizin und Genußmittel“. Die Veranstalter selber wollen zwar 100.000 Hanfjünger gesehen haben, doch scheint diese Beobachtung angesichts des locker gestaffelten Umzugs nur mit einem übermäßigen Drogenkonsum erklärbar.

Im Vorjahr waren noch 20.000 gekommen, um für „ihre demokratischen Rechte“ einzutreten, wie es ein Mitglied des Vorstandes der Hanfparade e. V. ausdrückt. Dennoch feiern die Veranstalter die Demonstration als Erfolg trotzdem. „Es waren mindestens drei- oder viermal so viel Teilnehmer wie bei der ersten Parade“, argumentiert gestern ein Mitorganisator der Hanfparade e. V. „Unser Ziel ist es, ein Diskussionsforum zu liefern, wo über Hanf diskutiert wird. Das haben wir erreicht.“

Doch von politischer Auseinandersetzung war auf der Parade nicht viel zu spüren, auch wenn Organisationen und Parteien wie die Antifaschistische Aktion, die Grünen, die PDS und selbst die Grauen Panther vertreten waren. Statt politischer Statements gab es von den 13 Parade-Wagen in erster Linie eintönige Technobeats und Reggae-Rhythmen zu hören, was bei den meist jungen Teilnehmern sicher auch besser ankam.

Außer wenigen Informationsständen der Parteien und der Aids-Hilfe bot auch der „Markt der Möglichkeiten“, der vor dem Brandenburger Tor aufgebaut war, keine Politik. Hanf-Kosmetika, Wurst mit Hanfzusatz, Wasserpfeifen und hanffreie China-Pfannen prägten das Erscheinungsbild. Von den 120 Ständen, für die es laut Veranstalterangaben einen großen Bewerbungsandrang im Vorfeld gab, blieben viele leer. Man habe darauf Wert gelegt, nur Stände, die einen Bezug zum Hanf hatten, zu genehmigen, begründEte der Sprecher den Leerstand. Die meisten der ausgestellten Produkte auf dem Markt sind in jedem Hanfhaus erhältlich und übten daher wenig Reiz aus. Dementsprechend gering war hier der Andrang. Ökologische Gruppen, die sich für die stärkere Hanf-Nutzung einsetzen, suchte man fast ebenso vergeblich wie Informationen zur medizinischen Nutzung des Stoffes, die nur von der Aids-Hilfe bereitgehalten wurden. Klar im Vordergrund stand das Recht auf Rausch. „Ich habe schon zu Woodstockzeiten für die Legalisierung gekämpft. Warum sollte ich im Alter nicht mehr kiffen?“, begründete ein Mitglied der Grauen Panther seine Teilnahme.

Die Polizei zeigte sich den Kiffern gegenüber sehr tolerant. „Wir drücken heute beide Augen zu. Wenn sich nicht gerade einer vor unseren Augen einen Joint anzündet, greifen wir nicht ein“, erklärte ein junger Polizeibeamter. Viel zu tun hätten sie ohnehin nicht gehabt. Statt Joints dominierten Bierdosen das Bild. Die Konsumenten bevorzugten die billigen Biersorten ohne Hanfzusatz, die es an den nahe gelegenen Imbissbuden gab. „Das ist nicht unsere Schuld. Das ist, was die Berliner daraus machen“, kommentierte ein Sprecher der Hanfparade. Trotz des nur mäßigen Zulaufs solle auch im kommenden Jahr wieder eine Parade durchgeführt werden. Maurice Schuhmann

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