Querspalte

■ Der Schnurrbart des Entsetzens

 Na gut, wir mögen ihn auch nicht. Manchmal wachen wir nachts auf, schweißgebadet, dieses verdammte Lied im Kopf, Freundschaftsbändchen schienen sich im Traum um unseren Hals zu schnüren, wir spüren die Druckstellen noch ganz deutlich, unser untotes kariertes Holzfällerhemd, im Schrank doch eigentlich zur letzten Ruhe gebettet, lebt, tanzt, und schon wieder zucken unsere kalten Füße unter der Bettdecke: im Takt von Wolfgang Petry. Er ist Wahnsinn. Er spielt mit unseren Hirnen.

 Der Leidensdruck ist groß, zugegeben. Und bei Katja Giglinger muss er unerträglich gewesen sein. Die Petry-Verachtung brach bei Giglinger, einer weitgehend unbekannten Moderatorin des Musiksenders Viva 2, so unerwartet hervor, wie manchmal Freundschaftsbändchen vom Arm des Schlagerstars Petry platzen. „Wolfgang Petry ist der Schnurrbart des Entsetzens“, soll sie, meldet uns Bild am Sonntag, in ihrer Sendung „Chart-Show“ gesagt haben. Und noch Schlimmeres: Petry sei der „Charles Manson des deutschen Schlagers“. Gegen seine „hanebüchenen pseudo-musikalischen Terror-Schlager“ sei „kein Kraut gewachsen“. Petry fordert nun über seinen Anwalt 100.000 Mark Schmerzensgeld von Viva 2.

 Na gut, wir mögen ihn auch nicht. Aber hat sich da Frau Giglinger vielleicht an ein inzwischen arg flügellahmes Wort von Andy Warhol erinnert? Mal fünfzehn Minuten berühmt sein, Frau Giglinger? Aber – ob das schon reicht, um die Karriere anzuschieben? Erinnern wir uns noch mal gemeinsam mit der BamS: „1987 kassierte Thomas Anders von 'Modern Talking‘ 10.000 Mark Schmerzensgeld, nachdem er als 'höhensonnengegerbte Sangesschwuchtel‘ bezeichnet worden war.“ Die schöne Metapher aus dem MusikExpress prägte damals ein Mann namens Peter Wagner. Und, Frau Giglinger, von dem mal wieder was gehört? Nein? Na, sehen Sie. Stefan Kuzmany