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Streit bei WTO-Gegnern

■ Europäer fürchten Vereinnahmung von Rechts, Indigene von Europäern

Berlin (taz) – „Bevor wir beginnen, singen wir ein Versöhnungslied, damit es nachher keinen Streit gibt.“ Mit diesem Ansinnen stieß Waiariki Grave, Abgesandter der indigenen neuseeländischen Bevölkerung, bei der zweiten internationalen Konferenz des Netzwerks Peoples Global Action (PGA) zwar auf offene Ohren. Die Spaltung in der Bewegung kitten konnte der Gesang jedoch nicht. Rund 150 Delegierte von Frauen-, LandarbeiterInnen- und indigenen Organisationen aus aller Welt hatten sich Ende August in der südindischen Provinz Karnataka versammelt. Beherrschendes Thema: die sogenannte Millenniumsrunde in der Liberalisierungspolitik der Welthandelsorganisation (WTO), die im November mit der WTO-Ministerkonferenz in Seattle eingeläutet werden soll.

PGA will in Abgrenzung zur traditionellen Linken und zur Lobbyarbeit der regierungsunabhängigen Organisationen gegen WTO und Weltbank protestieren. In Seattle soll ein „Festival des Widerstands“ zelebriert werden – mit Kulturveranstaltungen, aber auch einer Totalblockade des Ortes.

Doch die Anfangseuphorie ist verflogen. Die erhoffte schnelle Erweiterung des Netzwerkes hat nicht stattgefunden.Wichtige Gründergruppen wie die zapatistische Frontorganisation FZLN aus Mexiko und die brasilianische Landlosenbewegung MST haben sich zurückgezogen. Auch die Stoßrichtung ist umstritten. Delegierte aus Trikontstaaten wollen die PGA-Aktivitäten auf den Kampf gegen Weltbank und WTO beschränken. Britische TeilnehmerInnen warnten dagegen vor einer Vereinnahmung von rechts. Sie wollen Positionen gegen Rassismus, Antisemitismus und Patriarchat verankert wissen. „Die Europäer mit ihren Minigruppen wollen hier ihre Vorstellungen durchsetzen“, kritisierte ein indischer Delegierter einer Bauernorganisation mit zehntausenden Mitgliedern. Peter Nowak

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