piwik no script img

Aussichten für Almeria

■  Im Süden Spaniens forscht die europäische Solarindustrie. Mit staatlicher Hilfe will man die Energie aus Sonnenkraft wirtschaftlich machen. Doch hat Almeria eine Zukunft?

Wenn der Bundestag in diesen Wochen den Haushalt berät, geht es auch um die Zukunft der Solarforschung auf der Plataforma Solar (PSA) im spanischen Almeria. Die Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) verfolgt dort derzeit fünf Projekte, deren Finanzierung bis Ende 2000 gesichert ist. Die DLR und deutsche Unternehmen, die mit dem Bau solarthermischer Anlagen befasst sind, halten es für dringend erforderlich, dass die Forschungen über das Jahr 2000 hinaus fortgesetzt werden. Unterstützt wird diese Sicht von der grünen Bundestagsfraktion, wie deren forschungspolitischer Sprecher Hans-Josef Fell erklärt. Auch Teile der SPD-Fraktion teilten diese Ansicht, sagt er.

Für das laufende Haushaltsjahr sind für Erforschung und Entwicklung regenerativer Energienutzung 254 Millionen Mark im Etat des Wirtschaftsministeriums vorgesehen. Die aktuellen Planungen sehen bis 2002 eine stufenweise Kürzung auf 158 Millionen vor. „Unter diesen Bedingungen wird es kaum möglich sein, Mittel für weitere Forschungen in Almeria zu bekommen“, so Fell. Sollte es indes doch noch gelingen, zusätzlich Geld für den Etat „Erneuerbare Energien“ zu gewinnen, müsste ein Teil des Geldes den Vorhaben in Spanien zugewiesen werden. Gerd Eisenbeiß, Programmdirektor Energietechnik der DLR, hat etwa 10 Millionen Mark beantragt.

Die zuständige Abteilung im Wirtschaftsministerium versichert, dass noch keine Entscheidung für oder gegen Forschungsprojekte der DLR in Almeria gefallen sei. Den Beschluss von 1997, den Kooperationsvertrag für Almeria zu kündigen, hält man nach wie vor für richtig. Zur Begründung heißt es, die Industrie habe Technologien, die bis zur Marktreife erforscht worden seien, nicht übernommen. Darauf entgegnet Rainer Aringhoff vom Anlagenbauer Pilkington Solar in Köln: „Die alte Bundesregierung hat nicht ein Jota für die Markteinführung solarthermischer Kraftwerke getan.“ Markteinführungshilfen seien angesichts der in den 90er-Jahren ständig gesunkenen Preise für fossile Energieträger unerlässlich, meint auch Georg Brakmann vom Ingenieur- und Planungsunternehmen Fichtner in Stuttgart. Aringhoff und Brakmann betonen aber, dass parallel zur Markteinführung Forschung und Entwicklung weitergehen müssen.

Die beiden sind „vorsichtig optimistisch“, dass das Bundeswirtschaftsministerium der DLR auch in Zukunft Mittel für die Arbeit an der PSA genehmigt. Auch in der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat man die Hoffnung noch nicht aufgegeben. „Es bewegt sich was im Ministerium“, heißt es aus dem Büro des Abgeordneten Fell. DLR-Forschungsdirektor Eisenbeiß ist dagegen skeptisch: „Ich befürchte, dass wir 2001 die Arbeit einstellen müssen.“ Percy Ehlert

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen