: Wohnheim statt WG
■ Nach Abriss kämpft ein Mieter für die Erhaltung einer besonderen Wohnform
Hans Augenreich streitet für eine Wohnform, die nur in speziellen Zusammenhängen bekannt ist: das Wohnheim. Es besteht aus einem langen Flur, von dem einzelne Zimmer mit schalldichten Wänden und Wohnungstüren abgehen. Küche, Bad und Toiletten benützen die Mieter gemeinsam. Bettwäsche, Gardinen und das Saubermachen sind in der Miete enthalten.
In Augenreichs früherer Heimat, dem Wohnheim in der Englischen Planke gegenüber vom Michel, wohnten gering verdienende Männer, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger. Sie wohnten billig, ohne die Konflikte einer Wohngemeinschaft ertragen zu müssen.
Anfang des Jahres ließ der Bauverein der Elbgemeinden (BVE) das kurz nach dem Krieg gebaute Heim wegen Baufälligkeit abreißen. Augenreich hat jetzt Angst, der Neubau könnte kein richtiges Wohnheim mehr sein. Dem BVE wirft er vor, die Mieter mit falschen Versprechungen zum Auszug bewogen zu haben.
Wie Vorstand Knud Denker einräumt, plante der BVE tatsächlich Wohngemeinschaften. „Da würde kein Mensch einziehen von den Leuten aus dem Wohnheim“, sagt Augenreich. Mit einem anderen Mann zusammen hat er eine Zweieinhalb-Zimmer-Umsetzwohnung bezogen. „Das ist eben nichts“, sagt er, „zu zweit in einer Wohnung, wenn das keine Familie ist.“ Jetzt will der BVE wieder ein Wohnheim bauen, jedoch nach „modernen Standards“. Denker: „Wir sind allen Leuten, die zurückkommen wollen, gegenüber im Wort.“
Als Genossenschaft hat der BVE in Hamburg und Umgebung etwa 17.000 Mitglieder und besitzt rund 12.500 Wohnungen. Heute wird er hundert Jahre alt. knö
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