: Früher Gegner – heute Partner
Motte und Mercado haben gemeinsam Stadtteilfest Altonale mitorganisiert ■ Von Jochen Brandt
„Irgendwann fängst du an, die Sprache der Geldgeber zu sprechen“, sagt Michael Wendt. Zusammen mit Vertretern aus Wirtschaft, Kultur und Verwaltung hat der Geschäftsführer des Altonaer Kulturzentrums „Die Motte“ die heute beginnende Altonale, das Stadtteilfest Altonas und Ottensens, organisiert. Vor sechs Jahren habe er sich noch mit den Mercado-Betreibern in den Haaren gelegen, erinnert sich Wendt an die Proteste gegen den Bau des Einkaufszentrums am Altonaer Bahnhof. Heute arbeiten Wendt und der Mann vom Mercado-Management, Michael Epping, Hand in Hand.
Die beiden haben einander während der Vorbereitungen für die Altonale schätzen gelernt. „Auf beiden Seiten hat ein Umdenken stattgefunden“, urteilt Epping. Und: „Der Michael hat unheimlich viel geleistet.“
„In Zeiten, in denen öffentliche Mittel immer knapper werden, müssen Empfänger von Zuwendungen eben neue Geldquellen auftun“, meint Michael Wendt. „Wir müssen etwas gegen unsere Stigmatisierung tun, so dass wir von Vertretern der Wirtschaft ernst genommen werden“, erklärt er. Zurzeit lebe man viel zu sehr in der Abhängigkeit vom Staat. „Unter Zwängen von Geldgebern leiden wir immer“, sagt Wendt. Für ihn ist die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft nicht nur die einzige Möglichkeit, „wahrscheinlich haben wir so auch mehr Handlungsspielraum.“ An seinen Grundwerten könne man dabei allerdings festhalten, ist Wendt überzeugt.
Für die engere Zusammenarbeit von Kultur und Wirtschaft in Altona soll die Altonale den Weg bereiten. Zumindest sitzen schon einmal beide Seiten an einem Tisch: Über 130 Initiativen, Vereine, Einzelhändler und Gewerbetreibende machen mit. Ab heute Abend präsentieren sie sich auf Bühnen, laden zu Ausstellungen ein oder öffnen BesucherInnen ihre Türen. Am Sonnabend bleiben die Läden bis 19 Uhr geöffnet. „Auf den Sonntag haben die Geschäftsleute verzichtet“, sagt Michael Epping. Man wollte angesichts der laufenden Diskussion um die Ladenzeiten kein Öl ins Feuer gießen.
Die Wirtschaft verspricht sich mehr als nur eine kurzfristige Umsatzsteigerung von dem dreitägigen Spektakel. „Wenn wir das Image von Ottensen verbessern, kommen natürlich auch mehr Leute zu uns“, argumentiert Mercado-Manager Epping. Wendt sieht es ähnlich: „Auch der Mittelstand muss sich auf neue Weise darstellen und in die sozialen Millieus einsteigen.“
Für die Altonale haben die Organisatoren eigens eine Gesellschaftbürgerlichen Rechts gegründet, die nun als Veranstalter auftritt. Wenn alles gut läuft, soll sie auch im nächsten Jahr ein Stadtteilfest organisieren. An Schirmherr Uwe Hornauer, dem Bezirksamtsleiter in Altona, soll es nicht liegen: „Ich wünsche den Organisatoren keinen Ärger, keinen Müll und keine Schulden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen