: „Strategische Partner im Kupfergeschäft“
■ Norddeutsche Affinerie wird zum viertgrößten Kupfergiganten der Welt
Einst machte sie als Dreckschleuder Hamburgs Schlagzeilen, als sie mit ihren Emissionen Hamburgs Osten mit Arsen verseuchte. Heute ist die Norddeutsche Affinerie (NA) die modernste Kupferhütte Europas und ein Paradebeispiel, dass Umweltschutz nicht automatisch die wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens bremsen muss. Gestern gab die NA offiziell bekannt, dass sie die Hüttenwerke Kayser in Lünen vom Lübecker Unternehmen Possehl übernehmen und für 70 Millionen Mark modernisieren will. Im Gegenzug steigt Possehl mit zehn Prozent bei der NA ein. Eine entsprechende Absichtserklärung sei unterschrieben worden.
„Die Kooperation und die Synergieefekte sind nicht auf Arbeitsplätze konzentriert“, versichert indes NA-Sprecher Wolfgang Wietbrok. Nach dessen Angaben hat die Zusammenarbeit vielmehr „marktstrategische“ Hintergründe. Mit der Übernahme der Hüttenwerke Kayser, dem weltweit größten Verarbeiter von Kupferschrotten, baut die NA ihre „Marktführerschaft bei der Kupfererzeugung und Weiterverarbeitung in Europa“ weiter aus und avanciert zum „viertgrößten Kupferproduzenten der Welt“.
Einerseits könne die NA durch die Kooperation die „strategische Marktposition“ in den wesentlichen Geschäftsbereichen Rohstoffbeschaffung, Kathodenerzeugung und Gießwalzdraht steigern, zum anderen führe die Kooperation in gemeinsamen Unternehmenstrukturen zu einer Gewinnwertsteigerung beider Unternehmen. So werde der Bereich des Recyclings von Kupferschrotten auf Lünen konzentriert, während in Hamburg weiterhin der Schwerpunkt auf die Herstellung von Kupferkonzentraten gelegt wird.
Um die beiden Global Player im Bereich der Kupferproduktion eng aneinander zu binden, kauft Possehl nicht nur zehn Prozent an NA-Aktien, sondern entsendet auch einen Vertreter in den NA Aufsichtsrat. „Die NA begrüßt die Entscheidung von Possehl, Aktionär und strategischer Partner der NA zu werden“, so Wietbrok.
Dass diese „Synergieeffekte“ auch Arbeitsplätze in Hamburg und Lünen kosten können, möchte NA-der Sprecher nicht ausschließen. Wietbrok: „Das kann sich auf die Beschäftigten auswirken.“ Da die Verarbeitung von Kupferschrotten bis auf 70.000 Tonnen Eigenbedarf zur Energieerzeugung in Lünen konzentriert wird, so Wietbrok, „kann dies Veränderungen in unsere eigenen Abteilung mit sich bringen“.
Die NA produziert jährlich 500.000 Tonnen Kupfer und Kupferprodukte und zählt mit seinen 2000 MitarbeiterInnen weltweit zu den führenden Kupfererzeugern. Kayser verarbeitet jährlich 180.000 Tonnen Kupfersekundärrohstoffe und erzielte mit 660 Beschäftigten einen Umsatz von 800 Millionen Mark. Kai von Appen
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