: Wurst gegen Mokka
■ Kunst im Kahn: Mit dem Theaterprojekt „Mozart. Amerika“ durch die Speicherstadt
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Hamburg und Venedig will Michael Batz bei seinem neuen Theaterprojekt Mozart. Amerika zeigen. Diesmal bietet uns der Autor und Projektleiter des Hamburger Jedermann eine Alternative zu den folkloristisch-faden Sprüchen und Zoten der handelsüblichen Hafenrundfahrten: Bei Mozart. Amerika sitzen die Zuschauer zwar in einer Barkasse und fahren durch die nächtlich illuminierte Speicherstadt, doch statt des Fremdenführers sitzt ein Schauspieler mit im Boot und erzählt eine Hamburger Episode aus dem Leben des italienischen Librettisten Lorenzo da Ponte.
Der historische da Ponte, Autor der Texte zu Mozarts Opern Don Giovanni, Le nozze di Figaro und Cosi fan tutte, saß tatsächlich im Winter 1801 in Hamburg fest, bevor er über London nach Amerika auswanderte. Dort beginnt auch Batz' Erzählung, die auf fünf Barkassen von fünf verschiedenen Schauspielern dramatisiert wird.
Während er in New York auf die Uraufführung von Don Giovanni wartet, erinnert sich da Ponte zur Musik Mozarts an seine Zeit in Hamburg. Dort begegnete er einst Hamburger Kaufleuten, deren kaltherziger Pfeffersäckigkeit er immer wieder seine Ideale von „Umanitá“ und der romantischen Liebe entgegenhielt. Es entspinnen sich auf mehreren Ebenen Konflikte zwischen einer feinsinnigen europäischen Kultur und tumber hanseatischer Profitmentalität: Wurst gegen Mokka, Don Giovanni gegen eine Pferdeoper und wahre Liebe gegen käufliche Körper.
Zwar ist der Text gefüllt mit bemühten Klischees und wenig lustigen Anachronismen, die Kahnfahrt mit Kunst, vorbei an beleuchteten Speichern und Brücken bietet aber schließlich doch mehr Mokka als Wurst. scho
Weitere Aufführungen: 16. bis 19.9. und 22. bis 26.9. Infos Tel.: 43 57 66
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