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Liberale kriegen kalte Füße

■  Wirbel um Thüringens FDP-Chef Arens veranlasst prominente Liberale zu offener Kritik an Parteichef Wolfgang Gerhardt. Der versucht verzweifelt die Nerven zu behalten

Berlin (rtr/taz) – Der Thüringer FDP-Chef Heinrich Arens hat noch eine Gnadenfrist: Keiner darf behaupten, Arens sei nicht mehr Landesvorsitzender. Immerhin das hat er per einstweiliger Verfügung erstritten. Gegen Arens läuft ein Parteiausschlussverfahren, weil er vor der Wahl in Thüringen zur Stimmabgabe für die CDU aufgerufen hatte. Der Chef der Bundes-FDP, Wolfgang Gerhardt, wehrt sich währenddessen vehement gegen Rücktrittsforderungen aus den eigenen Reihen – bisher noch ohne höchstrichterliche Unterstützung.

In der FDP wird die Kritik an Erscheinungsbild und Führung der Partei immer stärker. Angesichts der jüngsten Wahlniederlagen – in vielen Bundesländern ist die FDP zu einer Splitterpartei geschrumpft – verlangten liberale Spitzenpolitiker am Wochenende eine kämpferischere Vermittlung der Parteiziele. Heftige Kritik an Gerhardts Führungsstil kam auch von seinem Stellvertreter: Parteivize Rainer Brüderle sagte, die FDP präsentiere sich „zu kalt, zu technisch, zu nüchtern“. Es seien mehr Herz und Wärme notwendig.

Wenig Herz und warme Gefühle für Gerhardt zeigte indessen der schleswig-holsteinische FDP-Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki und legte dem Parteichef den Rücktritt nahe: „Ich würde mir als Vorsitzender schon die Frage stellen, ob meine weitere Präsenz, dieses Festhalten an bestimmten Funktionen, wirklich dienlich ist“, sagte er gegenüber Spiegel Online. Bei der Gelegenheit brachte er auch gleich Nachfolgekandidaten ins Spiel: Er würde sich wünschen, so Kubicki, dass Guido Westerwelle seine Rolle als Generalsekretär wieder stärker wahrnehme. Außerdem sollte Parteivize Brüderle wesentlich stärker öffentlich in Erscheinung treten.

Auch die andere Stellvertreterin Gerhardts, FDP-Vize Cornelia Pieper meldete sich zu Wort: Die Partei müsse ihr Profil schärfen, ihre politischen Konzepte offensiver vertreten und sympathischer werden.

Wolfgang Gerhardt erklärte dazu, er habe kein Verständnis für die aktuelle Personal- und Kursdebatte: „Kopflose Reaktionen, wie die von Heinrich Arens in Thüringen, helfen uns nicht, sondern schaden“, erklärte der angeschlagene Parteichef.

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