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■ Den Kanzlerkandidaten der CSU gibt es nicht mehrStoiber ist out

Bis vor kurzem war CSU-Chef Edmund Stoiber der einzige Hoffnungsträger in einer tief frustrierten Union. Fast täglich schickte sie den bayerischen Ministerpräsidenten vor die Kameras: Seht her, wir haben noch einen, der gewinnen kann. Stoiber stellte CDU-Chef Schäuble in den Schatten und galt vielen als nächster Kanzlerkandidat. Christdemokratische Wahlkämpfer in ganz Deutschland rissen sich um den Siegertypen.

Aus und vorbei. Inzwischen ist Stoiber der einzige Loser in einer euphorisierten Union. Während die CDU eine Wahl nach der anderen gewinnt, versinkt Stoiber im bayerischen Amigo-Sumpf, muss sich täglich gegen neue Vorwürfe wehren und wird von den eigenen Leuten demontiert. Bundespolitisch ist der Bayer völlig untergetaucht, nach den Triumphen in Thüringen und NRW war von Stoiber nichts zu sehen. Während Schäubles CDU im siebten Himmel schwebt, wird Stoiber schamvoll versteckt. Zum Vergleich: Im Wahlkampf der sächsischen CDU vor der Landtagswahl am kommenden Sonntag hatte Wolfgang Schäuble vier umjubelte Auftritte in Großstädten wie Dresden und Chemnitz. Edmund Stoiber spricht in Sachsen genau einmal: Heute Abend im Gasthof „Zum Goldenen Anker“ in Radebeul.

Stoiber wird nicht mehr gebraucht. Mit einem überehrgeizigen Provinzfürsten, der seinen eigenen Laden nicht im Griff hat, wollen die Himmelstürmer der CDU nichts mehr zu tun haben. Selbst wenn sich Stoiber noch irgendwie aus der Verantwortung für die Pleite der hauseigenen Wohnungsbaugesellschaft LWS herauswinden kann: Die Affäre wird ihn noch lange beschäftigen und belasten. Mit Grausen muss sich Stoiber auf einen langwierigen Untersuchungsausschuss vorbereiten, für den Gegenspieler Sauter „die eine oder andere Überraschung“ ankündigte.

Stoibers Image als Wirtschaftsexperte und erfolgreicher Manager der „Bayern AG“ ist dahin. Sogar die schläfrige Opposition beginnt aufzuwachen und anzugreifen.Von der CDU kann Stoiber keine Hilfe erwarten. Und in der CSU brodelt es. Die Rache des Alfred Sauter zeigt, was für ein Pulverfass sich Stoiber durch seine rücksichtslose Art geschaffen hat. Ein gravierender Fehler noch und die mühsam unterdrückten Antipathien gegen den Diktator in der Staatskanzlei können zur Palastrevolte führen. Auf jeden Fall wird Stoiber vorerst ausschließlich damit beschäftigt sein, seine Position in Bayern zu sichern. Seine bundespolitischen Ambitionen kann er sich abschminken. Lukas Wallraff

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