: Oh Radio, oh Radio, wie dumm sind ...
■ Hit-Radio Antenne erinnert Hörer mit Extra-Sendung an Weihnachten in exakt 100 Tagen
„Ist das hier versteckte Kamera?“, wundert sich ein Passant über das aufgedeckte Weihnachtsmenü aus Lebkuchenherzen und Glühwein. Obwohl erst Mitte September, lässt er sich dennoch zu einer Schandtat überreden. „Oh, Tannebaum, oh Tannebaum, wie grün sind deine Blätter!“ Gesungen hat er es zwar nicht – ein schlichtes Aufsagen reichte der Einpersonen-Jury vollkommen aus –, aber dennoch wurde er belohnt: mit einem der riesigen Lebkuchenherzen, das ihm sogleich um den Hals gehängt wurde. Der dann noch zusätzlich offerierte Glühwein war dem immer noch skeptisch dreinblickenden Herren aber etwas zu viel Weihnachten auf einmal. Vor allem Mitte September, um 12.30 Uhr.
Grund der verfrühten Weihnachtsstimmung: Der Radiosender Hit-Radio Antenne hat herausgefunden, dass uns nur noch magische 100 Tage von diesem besonderen christlichen Fest trennen. Und so versuchte sich gestern das City-Studio in der Papenstraße in Sachen weihnachtlicher Frohstimmung: Ein Bäcker fertigte speziell für den Sender überdimensionale Lebkuchenherzen mit dem Antenne-Logo in Zuckerguss an, sogar in Folie verpackt – man hätte auch „nur noch 30 Tage bis zum Freimarkt“ feiern können – ; Moderator Michael Kiesel zog sich ein rotes Nikolausi-Zipfelmützelchen und den dazu passenden Mantel an; die ZuhörerInnen durften sich ihre Lieblings-Weihnachtslieder wünschen, taten es nur nicht – DJ Bobo wurde vorgezogen. Besonderes Glück hatte gestern aber eine Anruferin und gewann ein Drei-Gänge-Menü in einem Bremer Hotel-Restaurant. Beim Chefkoch konnte sie sich ihr „Ultimatives Weihnachtsessen“ bestellen: Rentier.
Vor dem City-Studio will niemand so richtig was von Glühwein wissen. Für den Lebkuchen aber gibt ein Kind schon mal die leckende Eistüte aus der Hand. Eine andere Passantin zeigt sich entsetzt: „Ich habe in diesem Monat Geburtstag, ich will doch jetzt noch nichts von Weihnachten wissen.“ Empört nimmt sie trotzdem Mini-Lebkuchen mit – „für meinen Kollegen“. Nach einer Stunde ist die Sendung vorbei und damit der Weihnachtsspuk. Aber halt. Heute sind es ja nur noch 99 Tage bis Weihnachten. Schnapszahlen eignen sich doch auch wunderbar zum Feiern. Also los. san
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen