Warum sind unsere Wahlplakate peinlich?

betr.: „Berliner Wahlplakate: Peinlich und provinziell“, taz vom 8. 9. 99

Kritik muss sein, keine Frage. Und Wahlplakate, Wahlkampfkampagnen fordern immer zur Kritik heraus, auch das ist keine Frage. Slogans und Plakate von Bündnis 90/Die Grünen waren in jedem der Wahlkämpfe, die ich bisher mitgemacht habe, innerhalb und außerhalb der Partei heiß umstritten. Niemand von uns behauptet, dass die bündnisgrünen Wahlplakate ohne Fehl und Tadel seien. Aber die Kritik von Michael Schirner haut voll daneben. „Peinlich“ sei das Plakat „So schmeckt Weltstadt“. Mag sein, aber warum? Keine Antwort von Herrn Schirner. Auf dem Niveau von Kunsthochschülern befänden sich unsere Plakate. Wer die Ergebnisse eines Plakatwettbewerbs kennt, den die Kunsthochschule Weißensee und andere zur Problematik von Landminen veranstaltet haben, der empfindet das als Kompliment.

Die Kritik von Michael Schirner ist ganz offensichtlich aus der Perspektive der beleidigten Leberwurst geschrieben. Der Düsseldorfer Werbemann kann noch immer nicht verstehen, warum ganz Berlin über seine Olympiabärchen-Kampagne gelacht hat, mit denen der Senat 1991 und 1992 für Olympia 2000 in Berlin geworben hat. Das sei eine Werbestrategie gewesen, die einer Metropole würdig gewesen sei. „Damals führte die Kampagne zu einem Skandal, weil die meisten Berliner keine Metropole wollten“, erklärt sich Schirner seine Pleite von damals, frei nach dem Vorschlag von Bert Brecht, dass die Regierung sich doch ein neues Volk suchen solle, wenn das Volk mit ihr nicht einverstanden sei.

Wie ging der Schlager noch? Wärst du doch in Düsseldorf geblieben, Herr Schirner! Matthias Tang Pressesprecher Fraktion Bündnis 90/Die Grünen