: Guerilla vor Gericht
■ Ein Partisan im Interview: Warum man eine Tonne Hanfsamen verschenkt
Vor etwa anderhalb Jahren, im Zuge des Hanfsamenverbots, wurde die „Drogenpolitische Guerilla“ ins Leben gerufen. Aus Protest gegen die Kriminalisierung von Headshop-Betreibern und Homegrowern verteilten die Aktivisten eine Tonne Hanfsamen gratis an Interessenten, die sich bereit erklärten, ihre Zuteilung öffentlichkeitswirksam zu nutzen (taz berichtete im HANFspezial).
taz: Was ist tatsächlich mit den Samen passiert?
Gerhard Guevara: Von der Tonne, die uns ein Sponsor zur Verfügung gestellt hatte, sind gerade mal 10 Kilo übrig geblieben. Der Rest wurde in Form von größtenteils witzigen Aktionen unters Volk gebracht. Zum Beispiel wurden in der Walpurgisnacht sogenannte „Nachthappenings“ veranstaltet. Viele Pflanzen sind aber nach der Saat leider eingegangen, da sie viel Pflege brauchen.
Die Begrünung Deutschlands ist also fehlgeschlagen.
Eine automatische Vermehrung war eh nicht geplant. Wir wollten auf die Lächerlichkeit der Gesetzgebung aufmerksam machen.
Hat sich denn außer ein paar Schlagzeilen etwas bewegt?
Wenn die Legalisierungsdebatte selbst in Boulevardblättern groß abgefeiert wird, haben wir immerhin schon ein paar Leute erreicht, die sich sonst nie mit dem Thema beschäftigen würden. Aber von der politischen Seite sind wir schon enttäuscht. Nach einem Jahr rot-grüner Drogenpolitik hätte mehr passieren können.
Also sind keine Fortschritte festzustellen?
Doch, wir stehen jetzt an einem Punkt, an den wir von Anfang an wollten: Gegen uns wurde Anklage erhoben, und es stehen auch schon Gutachter bereit, die unsere Position vor Gericht untermauern werden. Wenn sich politisch nichts bewegt, kämpfen wir auf der juristischen Ebene weiter.
Interview: Lars Klaaßen
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